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Buchcover: "Die Korrektur der Vergangenheit" von Andrew Miller

Lesefrüchte

"Die Korrektur der Vergangenheit" von Andrew Miller

Stand: 30.06.2023, 11:36 Uhr

England 1809: Der britische Kriegsrückkehrer John Lacroix reist auf die schottischen Inseln, er möchte Gesundheit und Frieden finden. Doch zwei Verfolger trachten ihm nach dem Leben. Andrew Millers historischer Roman erzählt von Traumata, Schuld, Neuanfang und dem Leben im 19. Jahrhundert.

Offizier John Lacroix kehrt halbtot zurück in seine Heimat Somerset. Traumatisiert vom Krieg beschließt er, eine Erholungsreise auf die schottischen Inseln zu unternehmen und unterwegs seine Schwester Lucy zu besuchen.

Auf den schottischen Hebriden kommt er bei den Geschwistern Cornelius, Jane und Emily Frend unter. Und fasst langsam Vertrauen zu ihnen. Als Emily, in die er sich verliebt, wegen einer Augenkrankheit in Glasgow behandelt werden muss, erwacht er, voller Sorge um sie, endgültig aus seiner eigenen Verschlossenheit.

Doch von der größten Gefahr, die über ihm schwebt, weiß John noch gar nichts: zwei Soldaten, ein Brite und ein Spanier, reisen ihm nach – mit dem Auftrag, ihn zu töten.

Kapitelweise wechselt Miller die Perspektive und den Ton zwischen John und seinen Verfolgern – und erzeugt damit eine fortwährende Spannung. Und während die Verfolger immer näher rücken, entfalten sich peu à peu auch Johns Vergangenheit als Soldat im Krieg – und damit Fragen nach Schuld und Verantwortung.

Andrew Millers "Die Korrektur der Vergangenheit" ist ein bemerkenswertes Stück Literatur. Das Vereinigte Königreich des frühen 19. Jahrhunderts und die Napoleonischen Kriege bilden den historischen Rahmen. Darin versucht ein traumatisierter Mann wieder zu sich selbst zu finden, während ihn seine Vergangenheit einfach nicht loslässt. Bildhaft, nachdenklich und virtuos im Ton.

Eine Rezension von Oliver Nowack

Literaturangaben:
Andrew Miller: Die Korrektur der Vergangenheit
Aus dem Englischen von Nikolaus Stingl
Zsolnay, 2023, 480 Seiten, 28 Euro