Direkt bei Erscheinen 1782 wurde der anonym veröffentlichte Roman "Gefährliche Liebschaften" zum Skandalerfolg. In 175 Briefen entwickelt sich ein unmoralisches Spiel um Liebe, Verrat, Geheimnisse, Lust und Rache, betrieben von der Marquise de Merteuil und dem Frauenheld Vicomte de Valmont.
Der Autor Pierre-Ambroise-François Choderlos de Laclos war Offizier, versah eintönigen Dienst in Toul, Straßburg, Besançon, errichtete eine Militärschule und wurde 1779 auf die Festungsinsel Aix abkommandiert. Dort verfasste er "Gefährliche Liebschaften" als scharfe Attacke gegen den Hoch- und Hofadel.
Die Marquise de Merteuil und der Vicomte de Valmont, früher ein Liebespaar, nun gleichberechtigte Verbündete, spinnen aus Langeweile Intrigen, spielen ein ruchloses Spiel mit Menschen. Der Vicomte soll die junge Cécile de Volanges vor ihrer Heirat verführen, als Rache der Marquise an einem ehemaligen Liebhaber. Der Vicomte will dazu auch die tugendhafte, verheiratete Madame de Tourvel erobern. Als Lohn verspricht ihm die Marquise eine Liebesnacht. Das Ganze wird so unmoralisch wie strategisch genau durchgeführt, mit Angriffen, Verteidigung, Finten, Allianzen und Opfern.
Das Geschehen schildert Choderlos de Laclos in den 175 Briefen aus unterschiedlichen Perspektiven: brilliant konstruiert, psychologisch genau, voll bissigem Witz und tiefer Menschlichkeit. Am Ende glauben die Marquise und der Vicomte, triumphal über alle anderen gesiegt zu haben - und erleben ihren eigenen Untergang.
Die "Gefährlichen Liebschaften" blieben der einzige Erfolg des Autors. Er war alles andere als ein unmoralischer Freigeist. Er heiratete, führte ein ruhiges Leben beim Militär, schrieb ein Buch darüber, wie wichtig die Bildung von Frauen sei. 1803 starb er in Italien an Malaria.
Für "Lies mir was vor" lesen Katja Ruppenthal und Richard Hucke das Original in der Übersetzung von Franz Blei. Gastgeberin Rebecca Link lädt zu Lesung und Talk in WDR 5 und im Podcast ein. Zu Gast im Studio ist die Kennerin französischer Literatur Dina Netz.
Regie: Jörg Schlüter, Redaktion: Ruth Dickhoven