Krimicheck
"Repair Club" von Charles den Tex
Stand: 28.05.2024, 13:25 Uhr
Der Kalte Krieg und seine Echos in der Politik unserer Zeiten: Der Spionageroman "Repair Club" vom niederländischen Autor Charles den Tex zieht große Bögen mit viel Geschick und von leichter Hand. Raffiniert, spannend, auch komisch – und mit ein paar bitterbösen Verweisen auf die Gegenwart.
Der Repair Club, das sind vier ältere Herrschaften, die Sachen reparieren für Leute, die sich weder Sachen noch Reparaturen leisten können. Eines Vormittags erscheint ein Kunde, der John Antink, einem der Vier, direkt merkwürdig vorkommt. Ist so ein Bauchgefühl. Und das trügt nicht: Der Mann stellt eine kaputte Schreibmaschine ab – und legt eine Pistole daneben, eine Makarov. Und er spricht John mit einem Namen an, den er schon lange nicht mehr gehört hat: Max Danzler.
Das führt in Johns Vergangenheit, denn er war beim Geheimdienst, in der DDR und in der UdSSR aktiv, später sogar Geheimdienstchef. Jetzt holt ihn diese Vergangenheit wieder ein. Gut, dass er nicht alleine ist – denn die anderen Drei, so viel kann man verraten, haben auch so einiges auf dem Kasten.
Die zweite Ebene dieses Romans dreht sich um Alisha Calder. Eine Person of Colour, Mitte, Ende 30. Und Max´ Nachfolgerin als Geheimdienstchefin. Was sie beschäftigt, ist so etwas wie ein Leck: Ein Journalist hat herausgefunden, dass mit Geldern aus niederländischen Geheimdienstquellen eine Terror-Gruppe in Syrien finanziert wird. Das geht natürlich GAR nicht.
Wie also passen diese merkwürdigen Ereignisse zusammen? Und was hat – ausgerechnet – Wladimir Putin damit zu tun? Dazu zaubert Charles den Tex eine vielfach doppelbödige, schwindelerregend wendungsreiche und hoch elegante Geschichte, die immer wieder faustdick zu überraschen weiß. Exzellente Spionageliteratur mit Stil, mit Biss und mit Klasse.
Eine Rezension von Ulrich Noller
Literaturangaben:
Charles den Tex: Repair Club
Aus dem Niederländischen von Simone Schroth
HarperCollins, 2024,
496 Seiten, 14 Euro