Hörbuch der Woche
"Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben" von Didier Eribon
Stand: 15.03.2024, 14:49 Uhr
Didier Eribon blickt auf das Leben und Sterben seiner Mutter, einer einfachen Arbeiterin zurück. In Ulrich Matthes‘ Lesung fügen sich Alltagsszenen und philosophische Exkurse zum Kaleidoskop eines ganzen Lebens.
Eribon wurde 1953 in eine Arbeiterfamilie in der Provinz bei Reims geboren. Er schaffte den sozialen Aufstieg, lehrt heute Soziologie in Amiens, Berkeley und Princeton. In "Eine Arbeiterin" erzählt er von seiner Mutter, die ein hartes Leben führen musste ohne Aufstiegschancen. Als uneheliches Kind wuchs sie in einem Waisenhaus auf, musste putzen, wurde Arbeiterin in einer Glasfabrik, lebte mit einem gewalttätigen Mann zusammen, zog drei Kinder auf in prekären Verhältnissen.
Mit ihrer und seiner Biographie schreibt Eribon zugleich eine Sozialgeschichte von den 1940ern bis in unsere Gegenwart. Er denkt über Alter und Sterben, Chancen und Selbstbestimmung nach, schildert auch Zerwürfnisse aufgrund ihrer rassistischen Ansichten und seiner Homosexualität. Doch am Ende gesteht er, wie wenig er eigentlich über seine Mutter weiß, ihr Leben, ihre Arbeit, wovon sie träumte, was sie erhoffte.
Ulrich Matthes interpretiert acht Stunden lang diese detailreiche, faszinierende Biographie. Mit philosophischen Exkursen, vor allem in den Alltagsszenen dieser "Arbeiterin" gelingt ihm ein einfühlsames Kaleidoskop eines ganzen Lebens.
Ein Beitrag von Christian Kosfeld
Hörbuchangaben:
Didier Eribon: Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben
Aus dem Französischen von Sonja Finck
Ungekürzte Lesung mit Ulrich Matthes
Der Hörverlag, 2024
Download, 7 Std. und 58 Min. Laufzeit, 24,95 Euro
Die Buchvorlage erscheint im Suhrkamp Verlag, 272 Seiten, 25 Euro.