Der 85jährige Hark Bohm hat - gemeinsam mit Philipp Winkler - einen Erinnerungsroman geschrieben, den Torben Kessler als Sprecher kongenial gestaltet. Der zehnjährige Nanning liebt die Natur auf Amrum, die Vögel, das Watt. Doch er muss mit seinem besten Freund Hermann auf dem Hof der Bäuerin Tessa schuften, für Hühnerfutter, Milch, und Butter.
Nanning lebt mit seiner schwangeren Mutter, zwei Geschwistern und seiner Tante Ena auf Amrum, der Vater ist Obersturmführer in Hamburg. Der Junge erlebt Konflikte, als Ernährer der Familie, als Heranwachsender, der lieber Vögel beobachtet als zu arbeiten. Er sieht die Bomber, die über die Insel fliegen, in der Schule prügelt er sich mit Flüchtlingsjungen, die aus dem Osten kommen.
Hermanns Opa Arjan und der Fischer Sam Gangsters, der früher mal in den USA gelebt, verachten Hitler und das NS Regime. Es ist anrührend, wie Hark Bohm den Jungen Nanning in einer Umbruchszeit schildert.
Torben Kessler nimmt sich viel Zeit, um die große Ruhe und Klarheit dieses Romans zu gestalten. Mit norddeutschem Schnack bringt er die eigensinnigen Figuren zum Leben, folgt intuitiv den weiten Erzählbögen, sodass man über acht Stunden gebannt lauscht. Eine Rezension von Christian Kosfeld
Hörbuchangaben:
Hark Bohm: Amrum
Ungekürzte Lesung mit Torben Kessler
Hörbuch Hamburg, 2024
1 CD, 8 Std. und 27 Min. Laufzeit, 23 Euro
