Buchcover: "Sex & Rage" von Eve Babitz

"Sex & Rage" von Eve Babitz

Stand: 24.06.2024, 16:06 Uhr

Eve Babitz' Roman über die Reichen und Schönen und Süchtigen von Hollywood ist 1979 zum ersten Mal erschienen – und wirkt doch 45 Jahre später und (erstmals) auf Deutsch immer noch sehr hellsichtig und analysiert scharfsinnig die menschlichen Eitelkeiten.

Das Buch der US-Amerikanerin schildert uns, mutmaßlich mit großen biografischen Anteilen, den Weg der jungen Jacaranda, die in Los Angeles aufwächst und dann in Hollywood in einen Strudel aus Partys, Alkohol, Sex und Drogen gerät. In der dort von ihr als "Kahn" bezeichneten Blase der Berühmten und Wohlhabenden sind junge Mädchen wie sie nur Dekoration, die entweder als süchtiges Wrack enden oder in einem Leichensack. Doch Jacaranda überlebt dieses "Fieber" nicht nur, sie findet ihren Weg als Schriftstellerin.

Babitz aber schildert diesen nicht als gerade Linie, die junge Frau taumelt wie im Halbschlaf erst durch Hollywood, später durch ein sommerglitzerndes New York. Und doch besticht dieser Roman durch seinen wachen Blick auf die menschlichen Abgründe und Absurditäten. Hier interessieren sich die meisten nicht füreinander, sondern reden und existieren konsequent aneinander vorbei. Umso berührender wirken dagegen Jacarandas Überlebenswille und die wenigen wirklich echten Begegnungen. Ein bestechendes Portrait von Hollywood in den 1970ern und eine Geschichte darüber, was es damals hieß, sich als Frau künstlerisch zu verwirklichen.

Eine Rezension von Markus Brügge

Literaturangaben:
Eve Babitz: Sex & Rage
Aus dem Englischen von Hanna Hesse
Verlag S. Fischer, 272 Seiten, 24 Euro