Buchcover: "Ein schönes Ausländerkind" von Toxische Pommes

"Ein schönes Ausländerkind" von Toxische Pommes

Stand: 04.07.2024, 19:23 Uhr

Die österreichische Social-Media-Satirikerin mit dem skurrilen Künstlernamen "Toxische Pommes" legt mit "Ein schönes Ausländerkind" einen offenherzigen und unterhaltsamen Roman über die Integrationsbemühungen einer vor dem Jugoslawienkrieg nach Wien geflüchteten Familie vor.

"Ein schönes Ausländerkind" erzählt eine Geschichte über den Versuch anzukommen in einem Land, das einen gar nicht möchte. Eine dreiköpfige Familie flieht vor dem Jugoslawienkrieg nach Österreich und findet zunächst bei einer Familie in einem Wiener Vorort Unterschlupf. Die hilft ihnen vor allem deswegen, weil sich die Frau des Hauses, Renate, eine billige Putzkraft wünscht – und noch viel mehr eine Untergebene. Ein holperiger Start in ein neues Leben. Die Ich-Erzählerin des Romans, die Tochter der geflohenen Familie, nimmt uns humorvoll und sarkastisch mit auf ihrem Weg in der neuen Umgebung Heimat zu finden. Mit ihren nahezu blonden Haaren und hellen Augen sieht sie von Beginn an fast so aus wie eine echte Österreicherin, sie sei eben ein "schönes Ausländerkind".

Besonders interessant an dem Roman ist der Perspektivwechsel. Der Blick der Ankommenden auf eine harte und freudlose Gesellschaft voller Menschen, die sich gar nicht erst darum bemühen, sich einmal in das Gegenüber hineinzuversetzen und sie wirklich willkommen zu heißen. Wobei die Ich-Erzählerin niemals selbstmitleidig oder moralintrunken von den Widerständen erzählt, sondern selbstbewusst und humorvoll. Gerade die schillernde Beziehung zwischen ihrem Vater, der nie wirklich ankommt, und ihr, die überangepasst ist, besticht durch eine schonungslose Ehrlichkeit. Selten ist die Beziehung zwischen Vater und Tochter so emotional und ausführlich geschildert worden.

So ist "Ein schönes Ausländerkind" eine anrührende Geschichte, die trotz des ernsten Themas von Flucht und Integration in einer neuen Gesellschaft eher tänzelnd daherkommt. Es ist dieser frische Ton, der zwischen Melancholie und Lebensfreude schwebt, der einem sofort alle Figuren ans Herz wachsen lässt.

Eine Rezension von Christoph Ohrem

Literaturangaben:
Toxische Pommes: Ein schönes Ausländerkind
Zsolnay Verlag, 208 Seiten, 23 Euro