Buchcover: "Nachspielzeit" von Jürgen Becker

Buch der Woche

"Nachspielzeit" von Jürgen Becker

Stand: 19.07.2024, 13:19 Uhr

"Warte nicht länger, wenn du noch was zu vermelden hast." Mit "Nachspielzeit. Sätzen und Gedichten" setzt der Schriftsteller Jürgen Becker sein Schreiben im 92. Lebensjahr fort.

Mit seinen neuen Gedichten, die in den Jahren 2022 und 2023 entstanden sind, knüpft Jürgen Becker an ein Schreiben an, das seine Motive vor allem im Wahrnehmen des Augenblicks, im Erleben des Alltags und der Erinnerung findet. Denn, so offenkundig seine Arbeit von der Gegenwart bestimmt wird, fortwährend mischt sich ein Früher ein, die Anwesenheit des Vergangenen.

Die Sätze, die Gedichte, die dabei entstehen, erzählen zumeist von Vertrautem und Alltäglichkeiten. Im Alltag taucht die Erinnerung auf, schiebt sich dazwischen. Bilder der Kindheit, aber auch Krisen und Kriege werden im Alltag spürbar. Und doch bleibt die Hoffnung: "Hoffen wir auf einen trockenen Sommer, auf Heu und Stroh, auf Gas in den Häfen und Kirschen für den Kirschpfannkuchen. Hoffen hat immer Saison".

Zuweilen sind es Selbstgespräche für Zuhörer, die Becker führt. Oder er teilt Erfahrungen mit schreibenden Kolleginnen und Kollegen, wie Lutz Seiler, Nadja Küchenmeister. Jürgen Beckers Journalgedichte sind glückende und beglückende Versuche, dem Vergessenen, Verdrängten eine Sprache zu geben.

Eine Rezension von Terry Albrecht

Literaturangaben:
Jürgen Becker: Nachspielzeit. Sätze und Gedichte
Suhrkamp, 2024
112 Seiten, 24 Euro