Autor im Gespräch
Martin Becker über "Die Arbeiter"
Stand: 05.04.2024, 14:42 Uhr
Eine Familie in Plettenberg, eine Kleinstadt im Märkischen Kreis. Der Vater arbeitet in der Schmiede im Bergbau, die Mutter näht in Heimarbeit, vier Kinder. Eine Familie, die immer wenig hat und gerade so über die Runden kommt, immer am Rande des materiellen Nervenzusammenbruchs.
Lisbeth, die älteste, ist ein angenommenes Kind, behindert und wird bedingungslos geliebt mit allen fordernden Umständen. Kristof, der ältere Sohn, ist der Vernünftige. Uta, das mittlere Kind, ist die Rebellin, die früh die enge Kleinstadt und die Familie verlässt und nie mehr zurück kommt. Und dann der jüngste Sohn, von der Mutter gleichermaßen verwöhnt und vereinnahmt.
Es ist eine Geschichte von großer Loyalität und von Scham, von einem Alltag in einer Kleinstadt, wo jeder genau weiß, wo er hingehört, nämlich in das kleine Reihenhaus in der Arbeitersiedlung. Die Eltern arbeiten sich kaputt, um zu leben und sich was gönnen zu können. Der Höhepunkt des Jahres: ein paar Tage Urlaub an der Nordsee.
Martin Becker erzählt nach "Marschmusik" und "Kleinstadtfarben" ein weiteres Mal vom Leben in der Kleinstadt seiner Kindheit. Mit "Die Arbeiter" hat er ein Klassen-Buch geschrieben, über den Alltag von Menschen aus dem Arbeitermilieu, seinem Milieu. Er erzählt von Glücksmomenten und Einschränkungen, kleinen Fluchten und engen Grenzen.
Ein Arbeiterkind, das die eigene Familiengeschichte neu erfunden hat, sie literarisch gestaltet und sie so vor dem Vergessen bewahrt.
Eine Rezension von Susanne Wankell
Literaturangaben:
Martin Becker: Die Arbeiter
Luchterhand, 2024
304 Seiten, 22 Euro
Termine:
Martin Becker liest aus "Die Arbeiter" am
- 11.4.2024 im Literaturhaus Dortmund
- 12.4.2024 in der Christuskirche Plettenberg
- 22.4. 2024 im Literaturhaus Köln