Tosch ist Gastdozent am Leipziger Literaturinstitut. Die Ich-Erzählerin ist seine 19 Jahre jüngere Literaturstudentin. Er ist ein bürgerlicher Schweizer; sie eine alleinerziehende Mutter und Studentin aus Ostdeutschland. Trotz dieser auf den ersten Blick offensichtlichen Gegensätze werden die beiden ein Paar. Denn es gibt eine starke sexuelle und intellektuelle Anziehung zwischen den beiden, was sie auf die Formel "Sex und Text" herunterbrechen. Hinter Tosch verbirgt sich der Schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann; die Erzählerin ist Katja Oskamp selbst. 19 Jahre währte diese Beziehung.
Katja Oskamp erzählt lakonisch und humorvoll vom Alltag des ungewöhnlichen Paares, von getrennten Wohnungen, gemeinsamen Urlauben, vom intensiven literarischen Austausch oder von Preisverleihungen. Dabei lässt sie keine Zumutung aus: Nähe, Körperlichkeit und Verfall und schließlich die Diagnose Prostatakrebs, die alles verändert. Schonungslos, aber behutsam beschreibt die Autorin, ohne je voyeuristisch zu sein. Es ist der liebevolle Blick auf die Protagonisten und ihre Liebe, was das Buch so lesenswert macht. Katja Oskamp erzählt in einem humorvollen Ton, auch wenn es mal schwierig wird in der Beziehung. Das Besondere ist, dass sich all das nicht bei fiktiven Charakteren abspielt, sondern die Enthüllungen von lebenden, öffentlichen Personen sind. Ein mutiges und ehrliches Buch. Absolut empfehlenswert!
Eine Rezension von Barbara Geschwinde
Literaturangaben:
Katja Oskamp: Die vorletzte Frau
park x ullstein 208 Seiten, 22 Euro