Tagtäglich hecheln die "Smile Smile"- Angestellten dem Algorithmus hinterher und müssen mit ansehen, wie ihren Texten durch ständiges Überprüfen die Seele ausgehaucht wird und daraus massentauglicher Internetcontent wird. Elias Hirschls Roman "Content" spielt in einer Stadt, die Staublunge genannt wird. Auf dem Gelände eines ehemaligen Stahl- und Bergbaugebietes steht Contentfarm neben Contentfarm. Da, wo früher Kohle abgebaut wurde wird jetzt Kohle mit computergenerierten Begehrlichkeiten gescheffelt. Denn letztendlich soll der kreierte Content zum Konsum animieren.
In Elias Hirschls in der Gegenwart spielendem Roman ist auch die Vergangenheit bedrohlich. Das vom Bergbau verunreinigte Erdreich, auf dem die Content-Farmen erbaut wurden, droht einzubrechen. In dem Roman des 1994 geborenen Schriftstellers geht es nicht nur um eine Protagonistin, die sich in einer feindlichen Umgebung über Wasser halten muss, sondern um Transformationsprozesse. Hirschl schreibt beängstigend und humorvoll zugleich über Strukturwandel. Die in seinem Buch zitierte Staublungenstadt könnte das Ruhrgebiet und Dortmund als Vorbild haben, wo der österreichische Autor Stadtschreiber war.
Elias Hirschl erzählt in seinem Roman "Content" davon, dass nichts mehr im Leben sicher ist. Die alte Welt beginnt einzustürzen und wird auf dem unwegsamen Terrain der Scheinbarkeit und Künstlichkeit wieder aufgebaut. In diesem unaufhaltsamen Taumel läuft der Mensch Gefahr, sich selbst aufzulösen.
Eine Rezension von Claudia Cosmo
Literaturangaben:
Elias Hirschl: Content
Zsolnay, 2024
224 Seiten, 23 Euro