Buchcover: "Mit mir hast du keine Chance" von Ludwig Fels

Aktuelle Lyrik - Ein Gedicht

"Liebesgedicht" von Ludwig Fels

Stand: 10.08.2023, 08:21 Uhr

Als Ludwig Fels 2021 mit 74 Jahren starb, verlor die deutsche Sprache einen wahrhaft großen Dichter. Jetzt ist eine Sammlung mit zum Teil noch unveröffentlichten Gedichten erschienen.

Der 1946 im fränkischen Treuchtlingen geborene Ludwig Fels wuchs ohne Vater auf und musste früh mit dafür sorgen, dass die Familie über die Runden kam. Schwer zu sagen, inwieweit so eine Biographie entscheidend ist für das, was später erreicht wird im Leben. Gehen wir mal davon aus, dass Ludwig Fels bei seiner Begabung unter anderen Umständen auch etwas anderes als ungelernter Arbeiter hätte werden können. Diese Biographie aber hat Ludwig Fels ein Thema mit auf den Weg gegeben: Wie nutze ich die nicht vorhandene Chance? Und auch wenn der Titel seines posthum erschienenen Lyrikbandes "Mit mir hast du keine Chance" lautet, er hat sie doch genutzt. 13 Lyrikbände, 20 Hörspiele , 16 Romane bzw. Erzählungen und 9 Theaterstücke hat der Mann herausgegeben, der mal geschrieben hat "Ich bau aus der Schreibmaschine eine Axt." Und er wurde anerkannt, was diverse Preise und Auszeichnungen belegen.

Dass Ludwig Fels ein Aussenseiter war, hat seiner schriftstellerischen Arbeit ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschsprachigen Lyrik verpasst, das ihn zu einem äußerst interessanten Autor machte. Eitle Befindlichkeitsposen waren ihm wohltuend fremd, genau so wie die Beschäftigung mit dem eigenen Ego ohne gesellschaftspolitischen Kontext oder Einbindung ins menschliche Beziehungsgeflecht. Einzig die Liebe ließ er gelten als unbestrittene Trösterin.

Die in "Mit mir hast du keine Chance" veröffentlichten Gedichte aus dem Zeitraum 1973 -2018 zeigen Ludwig Fels so wie er war: Verzweifelt, ohnmächtig und nachhaltig entsetzt über die Verhältnisse, in die er hineingeboren wurde. So schreibt er in "Bericht", einem bis dato unveröffentlichtes Gedicht: „Das alles/lässt nicht viel zu/die Höhe der Decke/das Viereck des Zimmers/der Geist krümmt sich beizeiten“. Das ist aufrichtige Lyrik, ohne Tricks und doppelten Boden, authentisch und präzise formuliert, mit wirkungsstarken Bildern und unmissverständlich in der Aussage. Bleibt noch das schöne Nachwort von Bernadette Conrad hervorzuheben.

Eine Rezension von matthias Ehlers

Literaturangaben:
Ludwig Fels: Mit mir hast du keine Chance. Gedichte
Verlag Jung und Jung, 144 Seiten, 22 Euro