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Applaus, Applaus: Degenhard Merkle aus Essen

Stand: 11.12.2018, 14:16 Uhr

"Wenn es einem so gut geht, dann hat man auch eine Verantwortung gegenüber denjenigen, denen es nicht so gut geht." Das ist das Motto von Degenhard Merkle. Der 79-jährige Rentner engagiert sich im Kulturbereich - "statt Golf zu spielen". In unserer WDR 3 Aktion "Applaus, Applaus" haben wir ihn in Essen besucht.

Von Simone Schlosser

Die Familienkonzerte sind eine Institution in Essen. Mehr als 10.000 Zuschauer haben allein in diesem Jahr den "Zauberlehrling" gesehen. Klassische Musik für Kinder und mit Kindern. Seit mittlerweile 16 Jahren organisiert die Musikpädagogin Ulrike Schwanse die Reihe. Unterstützt wird sie dabei von Degenhard Merkle. Er ist der Mann im Hintergrund, wie er selber sagt. "Ich bin für alles zuständig, was mit Organisation und Finanzierung zu tun hat. Frau Dr. Schwanse ist die Künstlerin."

Applaus, Applaus - die Aktion

Beifall - Symbolfoto

Nicht nur Schauspieler im Theater oder Dirigentinnen haben Applaus verdient. WDR 3 würdigt mit der Weihnachts-Aktion "Applaus, Applaus" Heldinnen und Helden des Alltags.

Fast 11.000 verkaufte Karten

Diese Rollenteilung kommt Degenhard Merkle entgegen. Der 79-Jährige steht nicht gerne im Mittelpunkt. Sein ehrenamtliches Engagement ist für ihn selbstverständlich: "Nach meiner beruflichen Tätigkeit wollte ich nicht so wie viele andere nur Golf spielen. Sondern ich hab gedacht, ich müsste doch meine Managementfähigkeiten irgendwo anbringen, wo es die nicht gibt." Die Familienkonzerte sind eines seiner vielen Projekte. Angefangen haben sie 2002 in einer Schulaula mit knapp 500 Plätzen. Schon dieses erste Konzert war restlos ausverkauft. Mittlerweile finden die Konzerte in der Essener Lichtburg statt. Fast 11.000 Karten wurden allein in diesem Jahr verkauft.

Ehrenamt macht Arbeit - und bereichert

"Der kulturelle Ausgleich war für mich immer unheimlich wichtig", erklärt Degenhard Merkle. Das möchte er nun weitergeben. Theater und Konzerte waren immer Teil seines Lebens. Seine Frau spielt Geige in einem eigenen Quartett. Auch sie ist ehrenamtlich tätig.

"Ich engagiere mich für die Leute, die es brauchen", sagt Degenhard Merkle. "Und das sind die Kinder. Man erschließt denen eine Welt, die für die Kinder unheimlich wichtig ist." Er ist der Meinung: "Wenn es einem so gut geht, dann hat man auch eine Verantwortung gegenüber denjenigen, denen es nicht so gut geht." Viele glaubten, ein Ehrenamt sei nur Arbeit. "Ja, man hat Arbeit, das ist richtig. Ich stehe um halb sieben früh auf. Gehe abends um elf ins Bett. Aber ich habe einen erfüllten Tag gehabt." Jedes Ehrenamt sei auch eine Bereicherung. "Ich kann nur sagen, diese Ehrenämter, die geben echt was. Die machen mich glücklich. Allein zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder das machen, das ist für mich eine Freude und eine Befriedigung. Und auch wie happy die Eltern sind. Das finde ich wunderbar."

Appell für mehr ehrenamtliches Engagement

Sorgen macht er sich allerdings um die Zukunft. In seinem Bekanntenkreis sind viele Ehrenämtler. Doch die meisten davon sind in seinem Alter. Nachfolger seien nur selten in Sicht. In diesem Sinne lautet sein Appell: "Es wäre gut, es gäbe mehr Leute." Und Zeit für Hobbies bleibt alle Male. Früher hat Degenhard Merkle Tennis gespielt. Jetzt geht er zwei- bis dreimal die Woche Joggen. Erst vor wenigen Wochen hat er an einem 10-Kilometer-Lauf teilgenommen. Im letzten Jahr wurde bei ihm ein Gehirntumor festgestellt. Der Sport ist seine Art der Therapie: "Ich glaube, dass durch diese sportliche Betätigung auch der Gehirntumor sagt: Zu dem komme ich nicht wieder."