Zuckersteuer auf Softdrinks: Was sie bringen würde | WDR Aktuell
02:34 Min.. Verfügbar bis 21.08.2026.
Zu süße Kindergetränke: Foodwatch fordert Zuckersteuer
Stand: 21.08.2024, 20:20 Uhr
Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat 136 Getränke untersucht, die vor allem für Kinder hergestellt werden. Im Durchschnitt sechseinhalb Zuckerwürfel pro Glas – das ist das Ergebnis der Analyse. Weil die Getränke unter anderem zu Übergewicht und Diabetes führen können, fordert Foodwatch jetzt eine Zuckersteuer.
Bunte Verpackungen mit Comicbildern oder Figuren aus Kinder-Fernsehserien wie Spongebob: Schon an der Aufmachung vieler Erfrischungsgetränke lässt sich klar erkennen, für wen sie hergestellt werden. Und auch so mancher Energydrink soll durch eine vermeintlich coole Gestaltung mit Monstern, Skeletten oder anderen Marketingideen vor allem Teenager ansprechen.
Foodwatch: fast alle Getränke überzuckert
Von allen untersuchten Limonaden, Fruchtsäften und anderen Getränken für Kinder haben 86 Prozent laut Foodwatch mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter. In Großbritannien würde damit die dort seit einigen Jahren geltende Limo-Steuer von ungerechnet rund 21 Cent fällig werden. Bei mehr als der Hälfte der Getränke lag der Zuckeranteil sogar bei über acht Gramm.
Zucker als Gesundheitsrisiko
Zuckerhaltige Getränke seien unter allen Lebensmitteln besonders kritisch einzuordnen, sagt Prof. Berthold Koletzko von der Kinderklinik der Uni München. Sie erzeugen den stärksten Blutzuckeranstieg, wodurch besonders viel Insulin freigesetzt wird. Das wiederum führt zur Fettablagerung im Körper.
Viele Studien zeigen, „dass regelmäßiger Verzehr von gezuckerten Getränken zu mehr Übergewicht und auch zu mehr Diabetes führt“, so Koletzko. Deshalb ist Koletzko auch als Vorsitzender des Vereins für Kindergesundheit für die Einführung einer Zuckersteuer. In Großbritannien sei der Zuckergehalt von Getränken nach Einführung der Steuer inzwischen um 29 Prozent gesunken.
Umstrittenes Thema in der Politik
In Deutschland gibt es bisher noch keine klare Mehrheit für eine Steuer auf Getränke mit hohem Zuckergehalt. Im Juni hatten sich neben Ernährungsminister Cem Özdemir von den Grünen zwar auch neun Bundesländer für eine entsprechende Regelung ausgesprochen, die der Bund einführen müsste. Von der FDP gab es dazu allerdings bisher ein „Nein“.
FDP-Vize Wolfgang Kubicki hatte die Vorschläge als „politischen Aktionismus“ bezeichnet. Aber auch NRW-Verbraucherministerin Silke Gorißen ist bisher gegen eine Zuckersteuer. Sie setzt auf mehr Aufklärung. Beim Lebensmittelverband Deutschland sieht man das ähnlich. Der Staat solle nicht mit einer Zuckersteuer die Eigenverantwortung der Verbraucher untergraben.
Unsere Quellen:
- Foodwatch
- Prof. Berthold Koletzko, Verein für Kindergesundheit
- Agenturmeldungen dpa und AFP