Deutlich weniger Public Viewings als sonst zur WM in Katar

Stand: 20.10.2022, 06:00 Uhr

Noch ein Monat bis zur Fußball-WM in Katar: Normalerweise sind diese großen Turniere seit vielen Jahren immer auch die Zeit für große Public Viewings. Davon wird es in NRW bei dieser WM aber wohl deutlich weniger geben.

Städte und Veranstalter sagen Nein

Egal ob auf dem Marktplatz oder in einer Kneipe: Wenn die deutsche Nationalmannschaft spielte, war während einer EM oder WM für viele Fans "Rudelgucken" angesagt. Allerdings gab es seit der Vergabe des Turniers in den Wüstenstaat Katar immer wieder Kritik. Die hat inzwischen zur Folge, dass sich viele Veranstalter gegen eine Übertragung der Spiele entschieden haben.

Städte wie Köln, Düsseldorf oder Bochum haben inzwischen mitgeteilt, dass es keine großen Public Viewings geben soll. Auch in Lüdenscheid haben zum Beispiel bei früheren Turnieren bis zu 3.500 Menschen die deutschen Spiele im Rosengarten verfolgt. Das sei in diesem Jahr unter anderem aber wegen des nahenden Winters, des Weihnachtsmarktes und früher Anstoßzeiten zum Teil am Vormittag zu unwirtschaftlich, heißt es vom Stadtmarketing. Ähnliche Gründe werden auch aus Dortmund genannt, weshalb auch dort kein Public Viewing geplant ist.

Viele Wirte sind gegen WM in Katar

Die Menschenrechtsverletzungen und Umstände, unter denen die WM in Katar vorbereitet wurde, sind ein weiterer Grund für zahlreiche Absagen. Für die Kölner Brauerei-Chefin Melanie Schwarz-Mechler (Brauerei Zur Malzmühle) ist dieses Turnier mit den eigenen Werten nicht vereinbar. In den vier eigenen Gaststätten wird es anders als früher keine Spiele zu sehen geben. Man wolle "mit dieser Fußball-WM kein Geschäft machen".

Ähnlich sieht es der Bonner Gastronom Tobi Epping ("Die Wache"). Auch in seinen zwei Kneipen gibt es diesmal keinen Live-Fußball. Er hatte vorher seine Gäste über Facebook darüber abstimmen lassen: "Dass die Entscheidung so extrem mit 97 Prozent Votum gegen eine Übertragung ausgefallen ist, das hat mich doch ein bisschen überrascht", gibt Epping zu. Aber selbst wenn das für ihn einen Umsatzverlust von vielen tausend Euro bedeute, "muss man auch mal sagen, nein, bis hierhin und nicht weiter." Aus ähnlichen Gründen plant zum Beispiel auch der Münsteraner Gastronom Marcus Geßler, in seinen vier Lokalen keine Spiele zu zeigen.

Nicht überall wird die WM boykottiert

Manche Wirte und Veranstalter haben sich aber auch bisher noch nicht entschieden. So heißt es zum Beispiel aus Remscheid, die Entscheidung eines potentiellen Veranstalters über ein Public Viewing auf dem Rathausplatz stehe noch aus. Andere wollen die WM trotz der Umstände zeigen. Ein Bonner Glühweinstandbetreiber sagt zum Beispiel, bei ihm gebe es auf dem Weihnachtsmarkt Public Viewing mit Glühwein. Genauso hat sich der Wirt der Mönchengladbacher Gaststätte "Töff Töff" für eine Übertragung der Spiele entschieden.

Das Dortmunder Fußball-Museum teilt schriftlich mit, es sei ein "zugegeben schwieriges Thema" und man sei offen für den Diskurs. Aber ein Boykott sei kein konstruktiver Weg. Man engagiere sich deutlich gegen Diskriminierung, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung: "Genauso entschieden wird sich das Deutsche Fußballmuseum mit dem Anstoß des Eröffnungsspiels dann aber auch mit den sportlichen Dimensionen dieser Weltmeisterschaft auseinandersetzen." Deshalb sollen die deutschen Spiele übertragen werden.

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