Das Geld für das Einkaufen

Inflationsrate fällt: Was das für Haushalte bedeutet

Stand: 29.08.2024, 20:01 Uhr

Viele Verbraucherinnen und Verbraucher können sich wieder mehr fürs Geld leisten. Denn die Inflation in Deutschland hat weiter abgenommen. Wo die Preise für Lebensmittel und Haushaltsenergie gesunken sind - und wo sie gestiegen sind.

Erstmals seit April 2021 sank der Wert unter die Zwei-Prozent-Marke. Das geht aus den vorläufigen Daten hervor, die das Statistische Landesamt am Donnerstag veröffentlichte. NRW unterbietet dabei sogar leicht die bundesweite Inflationsrate von durchschnittlich 1,9 Prozent.

Ein wesentlicher Grund dafür sind die gesunkenen Energiepreise. Unmittelbar nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine waren diese in die Höhe geschossen. In NRW hatte die Inflation noch vor einem Jahr bei knapp sechs Prozent gelegen - seither entspannte sich die Lage auf dem Energiemarkt wieder.

Strom und Gas günstiger - Fernwärme wird teurer

Aktuell sind vor allem Haushaltsenergie wie Strom und Gas wieder günstiger. Auch Kraftstoffe, Sprit und Heizöl kosten im Vergleich zum Vorjahr, also August 2023, einiges weniger - bei einem Minus von acht Prozent.

In Sachen Energie gibt es allerdings auch einen Ausreißer: Fernwärme. Denn diese verteuerte sich bei einem Plus von 31,5 Prozent drastisch.

Neue Inflationszahlen für NRW - Eine Einschätzung von Ute Schyns

WDR Studios NRW 29.08.2024 03:54 Min. Verfügbar bis 29.08.2026 WDR Online


Preisauftrieb bei Lebensmitteln lässt nach

Auch an den Lebensmitteln war die Inflation nicht spurlos vorbeigegangen. In der Hochphase hatte es dort einen Preisanstieg von über 20 Prozent gegeben. Das heißt: Für das gleiche Geld fanden weitaus weniger Produkte den Weg in den Einkaufskorb.

Zwar sind im August 2024 die Preise für Lebensmittel in NRW auch nicht günstiger geworden. Doch immerhin: Sie stiegen weniger stark. Laut der Zahlen des Statistischen Landesamtes nur noch um 2,5 Prozent.

Große Preisunterschiede bei Lebensmitteln

Preislich gibt es bei verschiedenen Lebensmitteln aber große Unterschiede. Während Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr (August 2023) beispielsweise für Orangensaft (+25,8 Prozent), Butter (+25,7 Prozent) oder Kekse (+16,9 Prozent) deutlich mehr Geld hinlegen müssen, ist der Preis für Möhren (-11,2 Prozent) deutlich gesunken.

Im Vergleich zum Vormonat, also Juli 2024, lohnt es sich ebenfalls, bei Paprika (-14,4 Prozent) und Kartoffeln (-12,9 Prozent) zuzugreifen. Auch Weintrauben (-9,7 Prozent) und Kopf- oder Eisbergsalat (-8,6 Prozent) wurden günstiger.

Woran aber liegen diese Preisunterschiede? Laut dem Bundesverband der Verbraucherzentrale sei es unklar, "wie sich die Preise zusammensetzen und wer am Ende wie viel Gewinn einstreicht", heißt es in einer Pressemitteilung vom 29.8.2024. Die Politik müsse für Transparenz sorgen, so die Forderung - mit einer Preisbeobachtungsstelle.

Dienstleistungen werden teurer

Lebensmittel und Energie sind mit Blick auf die Inflation also nicht mehr die Treiber. Doch die Preise steigen insgesamt weiter - trotz der positiveren Entwicklung im August.

Das liege vor allem an Dienstleistungen, wie WDR-Wirtschaftsexpertin Ute Schyns betont. Für NRW verzeichnet das Stastistische Landesamt ein Plus von 3,7 Prozent. Dies liegt somit deutlich über der Gesamtinflationsrate.

WDR Wirtschaftsexpertin Ute Schyns, Porträt mit Mikrofon

Wirtschaftsexpertin Ute Schyns

Ein Grund: die gestiegenen Löhne. "Dadurch werden auch Dienstleistungen teurer", erklärt Schyns. Auch im Alltag werde das bemerkbar, beispielsweise beim Restaurantbesuch, beim Friseur oder weil Versicherungen mehr kosten.

Zweite gute Nachricht: Reallöhne steigen

Für Verbraucherinnen und Verbraucher aber gibt es eine weitere gute Nachricht: Höhere Preise für Dienstleistungen tun vielen finanziell nicht mehr ganz so weh. Denn auch die Löhne sind bundesweit deutlich gestiegen (+5,4 Prozent) - und zwar deutlicher als die Inflation.

Viele Unternehmen haben noch einmal die Inflationsausgleichsprämie gezahlt, dazu kommt das Plus bei den Tariflöhnen. Für viele Leute bedeutet das: Sie haben nicht nur auf dem Lohnzettel mehr Geld, sondern können sich auch mehr leisten.

Dennoch, so WDR-Wirtschaftsexpertin Schyns, sei die "Kauflaune weiter mau" - wegen vieler Unsicherheiten, wie beispielsweise der Kriege.

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