Spinnen vor blauem Hintergrund

Violin-Spinne, Nosferatu-Spinne & Co.: Wie gefährlich sind Spinnen?

Stand: 19.08.2024, 19:51 Uhr

Zwei Todesfälle in Italien nach dem Biss einer Violin-Spinne: Das verunsichert nicht zuletzt Touristen. So gefährlich sind Spinnen.

Spinnen lösen bei vielen Menschen Ekel aus, das ist nichts Neues. Doch jetzt sorgen die Krabbeltierchen für Schlagzeilen. Erst starb im Juli ein 52-jähriger Mann auf Sizilien nach dem Biss einer braunen Violin-Spinne. Und jetzt der Tod eines 23-Jährigen in der süditalienischen Region Apulien – er starb ebenfalls nach dem Biss einer Violin-Spinne an einem septischen Schock und Organversagen.

Die Spinne lebt im gesamten Mittelmeerraum und kommt vor allem in den beliebten Urlaubsländern Italien, Spanien, Portugal, Griechenland und der Türkei vor. Müssen sich Touristen jetzt Sorgen machen?

Wie häufig sind schwere Verläufe?

Maurizio Soave, Leiter der Giftnotrufzentrale im Gemelli-Krankenhaus in Rom, beruhigt: Die braune Violinspinne verfüge zwar über ein hochwirksames Gift. Allerdings sei es nicht so gefährlich, wie manche denken. Der Biss habe nur selten schwerwiegende Folgen, die dann Entzündungen mit teils schweren Komplikationen verursachen könnten, so Soave.

In einem solchen Fall kann es rund um die Bissstelle zu einer langsam wachsenden Nekrose kommen: Das Gewebe wird zerstört und es entstehen tiefe und schwer heilende Wunden. Schwere Infektionen bis hin zur Sepsis, also Blutvergiftung, könnten die Folge sein.

Violinspinne in Italien

WDR Studios NRW 19.08.2024 00:48 Min. Verfügbar bis 19.08.2026 WDR Online


Solch eine Entwicklung sei jedoch äußerst selten, heißt es auf der Seite des Antigiftzentrums in Pavia. In den meisten Fällen bleibe ein Biss ohne Komplikationen. Größere Probleme gehen demnach meist auf Vorerkrankungen wie etwa Diabetes oder Allergien zurück. Experten schätzen, dass zudem auch Kinder sowie ältere Menschen eher gefährdet sind.

Welche Spinnen sind giftig?

Generell sind alle Spinnen giftig. Zu einem Biss kommt es zumeist, wenn sich Spinnen bedroht fühlen. In aller Regel gleicht ein Spinnenbiss eher einem Wespenstich, wie Diplom-Biologe Hans-Joachim Krammer dem WDR sagte. Was aber nicht heißt, dass man einen Spinnenbiss einfach ignorieren könne.

So sehen verbreitete Spinnenarten aus:

Experten zufolge beißen Spinnen nur in seltenen Fällen – und zwar bei direkter Bedrohung. Hier kommen die Spinnenarten vor und so sehen sie aus.

Braune Violinspinne

Braune Violinspinne

Braune Violinspinne

Die braune Violinspinne bevorzugt trockene Böden, Erdlöcher und ist häufig in der Nähe von Häusern, vor allem in Gärten, zu finden. Sie misst je nach Geschlecht nur 7,5 bis 9 Millimeter und hat ihren Namen von einem Fleck in Form einer Geige auf ihrem Körper, der gelblich-schwarz gefärbt ist. Ihr Biss ist laut Maurizio Soave von der Gigtnotrufzentrale meist schmerzlos, erst später folgten Juckreiz und Schmerzen. Auch kleine Pusteln und Rötungen rund um die Bissstelle können wenige Stunden später entstehen. 

Nosferatu-Spinne

Das Bild zeigt eine Nosferatu-Spinne.

Nosferatu-Spinne

Die Nosferatu-Spinne ist in Südeuropa und Nordafrika oft in lichten Wäldern zu finden. In Deutschland fühlt sie sich zumeist in Gebäuden wohl. Das liegt laut Naturschutzbund Deutschand (NABU), Landesverband NRW vermutlich daran, dass es die Nosferatu-Spinne gerne warm hat. Die Nosferatu-Spinne bringt es auf bis zu 19 Millimeter Körperlänge. Ihr Biss geht mit Brennen, Rötungen und Juckreiz einher – nach ein bis zwei Tagen sollten die Symptome abgeklungen sein.

Winkelspinne

Winkelspinne auf Frauenhand

Winkelspinne

Die heimische Große Winkelspinne kommt auf eine Körperlänge von bis zu 16 Millimeter. Oft wird sie mit der Nosferatu-Spinne verwechselt. Im Gegensatz zur Nosferatu-Spinne kann sie nicht auf glatten Oberflächen laufen. Im Verhältnis zu ihren langen Beinen hat die Winkelspinne einen eher kleinen Körper. Außerdem ist sie dunkelbraun. Nach dem Biss einer Winkelspinne kann sich an der Bissstelle eine Rötung sowie eine leichte Schwellung zeigen. Beides verschwindet nach wenigen Stunden meist wieder.

Gartenkreuzspinne

Gartenkreuzspinne, noch vom Morgentau benetzt und wartet auf die wärmende aufgehende Sonne mitten in ihrem Netz

Gartenkreuzspinne

Die Gartenkreuzspinne ist bis zu 18 Millimeter groß. Sie ist gelbbräunlich und hat ein deutlich sichtbares weißes Kreuz auf dem Hinterleib. Zu finden sind Gartenkreuzspinnen in Wäldern, Parks sowie Gärten oder an Gebäuden. Laut Giftzentrale Bonn dringt der Biss einer Kreuzspinne allenfalls bei Kleinkindern oder zarter Haut in tiefere Schichten und entspricht dann etwa der Wirkung eines Wespenstichs. Der Biss ist nach Angaben der Wildtier Stiftung nicht gefährlich, solange man nicht gefährlich reagiert.

Wasserspinne

Wasserspinne oder Silberspinne (Argyroneta aquatica) unter Wasser mit Luftblase

Die Wasserspinne ist dem Naturkundemuseum Karlsruhe zufolge die einzige von über 48.000 Spinnenarten weltweit, die fast ihr ganzes Leben unter Wasser verbringt. Sie ist bis zu 15 Millimeter groß und dunkelbraun bis schwarz gefärbt. Zu finden ist sie in langsam fließenden oder stehenden Gewässer. Entdecken kann man sie vom Ufer aus, wenn sie zum Luft holen an die Wasseroberfläche kommt. Das Tier sollte man nicht aus dem Wasser nehmen, da ein Biss der Spinne unangenehm, aber laut NABU im wesentlichen ungefährlich ist.

Nach Spinnenbiss: Das ist zu tun

Experten raten, die Wunde mit Wasser und Seife zu reinigen. Kommt es zu Juckreiz infolge des Bisses, sollte man möglichst nicht kratzen – dadurch können Bakterien in die Wunde gelangen, die dann Entzündungen und teils schwere Komplikationen nach sich ziehen. Was bei Brennen, Jucken & Co helfen kann:

  • Die Wunde kühlen - mit Eiswürfel oder Kühlpads
  • Bei starken Symptomen eine Ärztin oder einen Arzt zu Rate ziehen und sich eine Kortisonsalbe oder Antibiotika verschreiben lassen
  • Die Hitze eines elektronischen Stichheilers zerstört giftige Eiweiße und kann Juckreiz reduzieren.

Nosferatu-Spinne weiter auf dem Vormarsch

Aktuelle Stunde 18.08.2024 28:18 Min. UT Verfügbar bis 18.08.2026 WDR Von Thomas Kramer

Unsere Quellen:

  • Diplom-Biologe Hans- Joachim Krammer gegenüber dem WDR
  • Websiten des Naturschutzbundes (NABU) Deutschland und NABU NRW
  • Website der Giftzentrale Bonn
  • Website Deutsche Wildtier Stiftung
  • Naturkundemuseum Karlsruhe
  • Nachrichtenagentur dpa