Nosferatu-Spinne weiter auf dem Vormarsch

Aktuelle Stunde 18.08.2024 28:18 Min. UT Verfügbar bis 18.08.2026 WDR Von Thomas Kramer

Seltene, aber heftige Reaktion: Zwei OPs nach Biss von Nosferatu-Spinne

Stand: 19.08.2024, 16:52 Uhr

Die Nosferatu-Spinne stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. In Deutschland ist sie jetzt zuhause.

Anfang Juli wurde der Kölner Anwalt und SPD-Politiker Mike Homann im Schlaf von einer Nosferatu-Spinne gebissen. Was folgte war eine lange Leidenszeit. Sein Oberarm entzündete sich, worauf Homann ins Krankenhaus musste - am Ende fast eine Woche lang. Zwei Mal wurde er operiert. Noch heute kann er seinen rechten Arm nicht wieder voll belasten.

Nosferatu-Spinnen bringen es auf bis zu zwei Zentimeter Körpergröße und bis zu fünf Zentimeter bei ausgestreckten Beinen. Tarantelartig sind sie, und - wie alle Spinnen - giftig. Doch, dass ihr Biss Menschen verletzen kann, so wie Mike Homann, sei "sehr, sehr selten", sagt Diplom-Biologe Hans-Joachim Krammer dem WDR. In aller Regel gleiche ein Spinnenbiss eher einem Wespenstich. Ignorieren könne man einen Fall wie bei Homann aber natürlich auch nicht.

Studie: Mehr Nosferatu-Spinnen als gedacht

Nosferatu Spinne an der Bodenleiste

Nosferatu-Spinne: Kein Riese unter den Spinnen

Doch wie erkennt man eine Nosferatu-Spinne und was macht sie so besonders? Fakt ist: Der giftige Neubürger hat es sich längst bei uns gemütlich gemacht und bevölkert laut einer aktuellen Studie schon fast ganz Deutschland. Dabei wurde das Tier, das ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt, erst vor knapp 20 Jahren erstmals im Süden Deutschlands entdeckt.

Der Naturschutzbund (Nabu) hatte daraufhin die Menschen aufgerufen, ihre Beobachtungen zu dem seltenen Tier zu melden. Auf einer Meldeplattform liefen tausendfach Nachrichten ein. Mit der Analyse dieser Daten konnten sich die Fachleute nun ein gutes Bild über die Verbreitung des Neuankömmlings machen. Die überraschende Erkenntnis: Die Spinne wurde in etlichen Regionen Deutschlands gesichtet.

Außerdem fotografierten viele Finder die Tiere auch. "Unter den vielen tausend Bildern sind sehr viele qualitativ hochwertige Aufnahmen, die Männchen, Weibchen, Jungtiere und sogar Kokons der Nosferatu-Spinne zeigen", berichtet der Nabu. Fotos und Videos zeigten, dass sich Nosferatu-Spinnen von anderen Spinnen ernähren, die auch größer sein können als sie selbst. Darüber hinaus fressen sie Fliegen und Falter. 

Oft verwechselt mit der Winkelspinne

Menschen mit Spinnenangst können tatsächlich einen Schrecken bekommen, wenn sie auf eine erwachsene Nosferatu-Spinne in ihrer Wohnung treffen. Sie gehört mit einer Gesamtlänge von bis zu sechs Zentimetern schon zu den größeren Spinnenarten. Doch zum Vergleich: Die heimische Große Winkelspinne kommt auf eine Körperlänge von zehn bis 16 Millimetern.

Oft werden beide Spinnen verwechselt. Im Verhältnis zu ihren langen Beinen hat die Winkelspinne einen sehr kleinen Körper. Außerdem ist sie dunkelbraun. Die Beine der Nosferatu-Spinne sind dagegen gelblich-grau gefärbt mit schwarzen Ringeln.

Biss nur bei Bedrohung

Nosferatu Spinne: Das Muster ist namensgebend

Das namensgebendes Muster erinnert an einen Vampir

Wer sich das vergrößerte Bild der Nosferatu-Spinne in Ruhe anschaut, kann darauf kommen, woher das Spinnentier seinen Namen hat. Die Zeichnung auf ihrem Rücken ähnelt mit Fantasie einen Vampirkopf mit langen Reißzähnen. Nosferatu hieß der Vampir im Roman "Dracula".

Nosferatu Spinne: Die Eier

Eiergelege wird bewacht

Während sich die einen abwenden, sind Experten ganz angetan von dieser invasiven Art, die dank ihrer Hafthaare an den Beinen senkrecht Glasscheiben hochklettern kann und keine Netze braucht. Sie verfolgt Beutetiere schnell zu Fuß und überwältigt sie im Sprung. Für ihre Eier spinnt sie einen Kokon.

Als invasive Art bezeichnet man eigentlich eine Art, die mit ihrer Ausbreitung in neuem Umfeld auch andere heimische Arten gefährdet, weil sie mit ihnen um Nahrung und Lebensräume konkurriert. Es gibt aber auch nicht-heimische Tiere, die neben der heimischen Population in ihrer eigenen Nische leben können. Die Nosferatu-Spinne ist ein solches Beispiel.

Jägerin ist ein Stubenhocker

Doch warum zieht es die Nosferatu-Spinne in unsere Wohnungen? Ganz einfach: Da die Spinne aus den südlichen Gefilden stammt, mag sie Wärme. Denn in freier Natur ist es ihr bei uns - vor allem in den Wintermonaten - noch zu kalt. Dann wird die Jägerin zum echten Stubenhocker.

Wer in der Wohnung ein Exemplar findet, kann es genau wie andere Spinnen nach draußen setzen, rät der Nabu. Einfach ein Gefäß drüber stülpen und ein Blatt Papier oder Stück Pappe zwischen Untergrund und Glas schieben. Mike Homann würde auf eine weitere Begegnung mit der Nosferatu-Spinne aber am liebsten ganz verzichten.

Stechmücken und ihre Verbreitung in Deutschland

WDR 5 Morgenecho - Interview 13.04.2024 04:40 Min. Verfügbar bis 13.04.2025 WDR 5


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Unsere Quellen:

  • Naturschutzbund

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