Zeitzeugin trifft Schüler:innen und erzählt ihre Geschichte

Lokalzeit Südwestfalen 12.06.2024 03:18 Min. Verfügbar bis 12.06.2026 WDR Von Christian Albrecht

Zeitzeugin trifft Schüler und erzählt ihre Geschichte

Stand: 12.06.2024, 16:00 Uhr

Michaela Vidláková ist Holocaust-Überlebende. Einmal im Jahr reist sie von Prag nach Siegen, um im Siegerland und Olpe an Schulen zu erzählen. Als eine der wenigen, noch lebenden Zeitzeugen.  

Von Christian Albrecht

Meine Transportnummer war 539 – ab jetzt sind wir keine Menschen mehr, wir sind nur Häftlinge.“ Eindrücklich schildert Michaela Vidláková, wie sie als kleines Mädchen mit ihrer Familie 1942 aus Prag deportiert wurde.

Es ist mucksmäuschenstill in der Schulbibliothek des St. Franziskus Gymnasiums in Olpe. Hier erzählt die Zeitzeugin von ihrem Schicksal und das der Juden unter der Nazidiktatur im Dritten Reich.

Eingepfercht in Theresienstadt  

Mit sechs Jahren werden Michaela Vidláková und ihre Eltern ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. In dem 6000-Seelen-Ort leben 50.000 Menschen in Kasernen zusammengepfercht. Hunger und Krankheit bestimmen den Alltag. Getrennt von den Eltern lebt sie in einem Kinderheim auf schmalen Strohbetten. „Da waren Flöhe und Läuse drin“, erinnert sie sich.

Klassenfoto der Schulkasse der Mutter

Klassenfoto von Michaelas Mutter

Durch die schlechten hygienischen Bedingungen wird Michaela Vidláková schwer krank. „Ich hatte Masern, dazu noch Scharlach und obendrauf noch Bauch-Typhus.“ Später kommt eine Herzmuskel-Entzündung dazu. Ein Jahr verbringt sie auf der Krankenstation. Sie lernt dort einen deutschen Jungen kennen, von dem sie die deutsche Sprache lernt – und bis heute spricht.  

Er sollte mein kleiner Bruder werden

Der Junge überlebt nicht – wie viele andere wird er von Theresienstadt aus in die Vernichtungslager gebracht und ermordet. Nur durch mehrfaches Glück überleben Michaela Vidláková und ihre Eltern den Holocaust. Aber ihre Großeltern werden von den Nazis getötet – zwei von insgesamt sechs Millionen Juden. Deshalb hat die 87-jährige eine wichtige Botschaft für die Jugendlichen.

„Das Wichtige ist eben, etwas zu tun, damit sich solche Sachen nicht wiederholen." Michaela Vidláková, Zeitzeugin

"Ihr seid ja nicht verantwortlich für die Vergangenheit, aber für die Zukunft schon“. Das gibt die Holocaust-Überlebende den 40 Schülern an diesem Morgen mit auf den Weg. Sie sieht es als ihre Pflicht an, als Überlebende vom Holocaust zu erzählen und vor Antisemitismus zu warnen.

Studiogespräch: Michaela Vidláková, Holcoaust-Überlebende

Lokalzeit Südwestfalen 12.06.2024 03:53 Min. Verfügbar bis 12.06.2026 WDR

Man darf nicht wegschauen, es ist ein aktuelles Thema“, sagt die 15-jährige Carla hinterher. „Am meisten hat mich beeindruckt, dass sie trotz dieser Geschehnisse die Hoffnung behalten hat“, ergänzt Annalena.

Zeitzeugin trifft Schüler und erzählt ihre Geschichte

WDR Studios NRW 13.06.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 13.06.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort