Wohnsiedlung in Augustdorf: Leben zwischen Müll

02:24 Min. Verfügbar bis 19.09.2025

Wohnsiedlung in Augustdorf: Leben zwischen Müll

Stand: 19.09.2023, 19:07 Uhr

Müllberge vor den Häusern, Mülltonnen blockieren die Bürgersteige, aufgebrochene Wohnungen - vielen Mietern des Wohnviertels an der Rommel-Kaserne in Augustdorf im Kreis Lippe reicht es.

Von Karoline Böhme

Sofas, Matratzen, Kinderwagen, Autositze - Sperrmüll, der aber nicht abgeholt wird. An vielen Punkten der Wohnsiedlung türmen sich diese Müllberge auf.

"Viele Mieter werfen die Sachen einfach vom Balkon. Dann liegt das da ewig." Manuela Schramm, Anwohnerin im Wohnviertel

Es seien immer die gleichen Stellen, sagt Manuela Schramm und zieht ihre Hündin weg von den Müllbergen. "Viele Mieter werfen die Sachen einfach vom Balkon. Dann liegt das da ewig, wird irgendwann mal abgeholt und sofort kommt neuer Müll", sagt die Anwohnerin.

Manuela Schramm deutet auf die stinkenden Müllberge

Manuela Schramm leidet unter den Müllbergen in Augustdorf

Vor einem besonders großen Berg deutet ein Mann auf die Wohnung im ersten Stock. "Das kommt von der Frau, die da oben ausgezogen ist. Sie hat alles hier abgelegt, was sie nicht mehr braucht", sagt er.

Auf ihre schriftliche Kündigung habe die Hausverwaltungsgesellschaft Optima nicht mal reagiert, auch die Kaution habe Optima einbehalten. Deswegen würden viele Mieter schon Monate vor ihrem Auszug keine Miete mehr bezahlen und holen sich so ihre Kaution wieder.

Siedlung verwildert immer mehr

Auch für andere Anliegen können Anwohner die Hausverwaltung nicht erreichen, so Manuela Schramm. Anfang des Jahres hat Optima die vorherige Verwaltung Belvona abgelöst. Seitdem verwildert die Siedlung immer mehr.

"Nun komme ich mit meinem Schlüssel fast in jedes Haus." Manuela Schramm
Müllberge in den Wohnsiedlungen und auf Gehwegen

Müllberge in den Wohnsiedlungen und auf Gehwegen

Optima habe erst vor kurzem die Schlösser an den Häusern auswechseln lassen. "Nun komme ich mit meinem Schlüssel fast in jedes Haus“, sagt Manuela Schramm. Viele der Wohnungen stehen leer, doch es gebe immer wieder illegale Bewohner, die sich Zugang zu den Wohnungen verschaffen und dort leben. 

Mülltonnen blockieren die Gehwege

Eine Frau schiebt ihren kleinen Sohn auf einem Scooter die Straße herauf. "Auf dem Bürgersteig kann ja niemand mehr laufen", sagt Anja Geserick und deutet auf die vielen Mülleimer, die die Wege blockieren. Niemand räumt sie mehr weg, die Tonnen haben Risse, viele der Deckel sind abgerissen.

"Ich kann meine Kinder hier nicht spielen lassen." Anwohnerin Anja Geserick

Der Gestank erfüllt das ganze Viertel und zieht Ratten an. Auf dem Spielplatz liegt Abfall. "Ich kann meine Kinder hier nicht spielen lassen", sagt Anja Geserick. "Da liegen Scherben und dann schneidet man sich", sagt ihr kleiner Sohn.

Er weiß, dass er nicht auf den Spielplatz gehen darf. Anja Geserick und Manuela Schramm haben hier einmal mit anderen Anwohnern aufgeräumt und Zettel in verschiedenen Sprachen aufgehängt, mit der Bitte, den Spielplatz sauber zu halten.

Spielplatz quasi nicht nutzbar

Anja Geserick

Das habe nur ein paar Wochen gehalten. "Der Spielplatz ist in unseren Nebenkosten aufgeführt. Wir zahlen dafür, aber meine Kinder können ihn nicht nutzen", sagt Anja Geserick.

Frist für die Müllentfernung

Die Gemeinde Augustdorf kann nach eigener Aussage nicht viel gegen die Situation tun, da der Müll auf Privatgelände liegt. Erst nach einer Fristsetzung kann sie handeln. Kämmerer Patrick Herrmann betont, die Stadt habe Optima schriftlich aufgefordert, den Müll binnen einer Woche zu entfernen.

Herrmann ergänzt: "Kommt sie der Aufforderung nicht nach, werden wir in der kommenden Woche ordnungsrechtliche Maßnahmen ergreifen und die Kosten für das Entfernen des Mülls in Rechnung stellen."

Hausverwaltung: "Ein gesellschaftliches Problem"

Optima sagt auf WDR-Anfrage, dass die Probleme im Wohnviertel bekannt seien und das Unternehmen alles tue, um das Müllproblem zu bekämpfen.

Für die Beseitigung fallen jedoch hohe Kosten an, die irgendwann auf die Mieter umgelegt werden müssen, so das Unternehmen. Die Situation in der Siedlung sei ein gesellschaftliches und öffentliches Problem, das nicht leicht zu lösen sei.

Das sieht Manuela Schramm anders: "Ich kann es nicht mehr hören, dieses ‚Wir können nichts tun‘. Wir müssen da eine Lösung finden. Es kann doch nicht so schwer sein, man braucht ordentliche Investoren und Hausmeister."

Eine ältere Frau grüßt im Vorbeigehen. "Bist du auch so gespannt wie ich? Die Stadt hat eine Frist gesetzt, bis der Müll weg sein muss." Manuela Schramm lacht. "Ich hoffe, es gibt Konsequenzen, aber ich glaube es nicht", sagt sie.