Bielefelder Arzt vergewaltigte offenbar mehr Opfer als bislang bekannt

Stand: 14.10.2022, 18:55 Uhr

Im Bielefelder Vergewaltigungsskandal wissen wohl viele Frauen noch nicht, dass sie Opfer wurden. Betroffen sind Frauen, die der Arzt außerhalb des Klinikum Bethels missbraucht haben soll.

Zu diesem Ergebnis kommen Recherchen des ARD-Magazins Kontraste und dem Kölner Stadtanzeiger. Der Arzt soll demnach nicht nur am Klinikum Bethel Frauen betäubt und vergewaltigt haben, sondern auch in seinem privaten Umfeld.

80 Frauennamen auf Liste des Täters

Sichergestelltes Material, das beiden Redaktionen vorliegt, umfasse die Namen von 80 Frauen, über die der Täter eine Liste geführt haben soll.

Entschlüsselte Videodateien würden darauf hindeuten, dass Phillip G. bereits seit dem Jahr 2014 Frauen sedierte, um sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen. Die Zahl der Opfer werde laut den internen Vermerken der Ermittler im dreistelligen Bereich vermutet.

Staatsanwaltschaft bestätigt Frauen-Liste

Die Staatsanwaltschaft Duisburg bestätigte am Freitag in einer Pressemitteilung die Namensliste mit 80 Personen. Außerdem würden Videodateien mit 16 Frauen vorliegen, die nicht im Klinikum Bethel entstanden seien. Allerdings würden diese einvernehmlichen Sexualverkehr zeigen.

Insgesamt sei davon auszugehen, dass die überwiegende Anzahl der Personen auf der Liste nicht Opfer einer Sexualstraftat wurden, so die Staatsanwaltschaft.

Medizinische Untersuchungen stellen Geschlechtskrankheiten bei verstorbenem Arzt fest

Die Staatsanwaltschaft gab zudem bekannt, dass im Rahmen einer rechtsmedizinischen Untersuchung zwei bakterielle Geschlechtskrankheiten bei dem verstorbenen Arzt festgestellt worden seien. Seit wann diese allerdings bei ihm auftraten, sei nicht festellbar. Es bleibt damit auch unklar, welche der Sexualpartnerinnen dem Risiko einer Infektion ausgesetzt waren.

Die Staatsanwaltschaft informiert nun vorsorglich sämtliche potentiellen Sexualkontakte über die Erkenntnis.

Verfahren wurde zunächst eingestellt

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hatte die Ermittlungen nach dem Suizid des Täters eingestellt, ohne die Frauen zu informieren. Die Duisburger Kollegen hatten sie später wieder aufgerollt. Die 29 Frauen, die der Täter im Klinikum Bethel vergewaltigt hatte, waren über ihre Betroffenheit bereits vor Monaten informiert worden.

Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit OWL auf WDR2 und im WDR-Fernsehen um 19:30 Uhr.