Letzter maroder Stein aus Soester Wiesenkirche entfernt

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Letzter maroder Stein aus Soester Wiesenkirche entfernt

Stand: 24.08.2023, 14:12 Uhr

Bei der Sanierung der der Soester Kirche St. Maria zur Wiese hat der ehemalige Dombaumeister selbst noch einmal zur Brechstange gegriffen. Unterm Strich mussten etwa 4500 Steine ersetzt werden.

"Da muss ich doch tatsächlich noch mal richtig kräftig ran", wundert sich Jürgen Prigl. Eigentlich sollte der etwa 200 Kilogramm schwere Grünsandstein mit der von ihm eigens entwickelten Seilsäge "chirurgisch" entfernt werden. Aber der Stein war dermaßen brüchig, dass Jürgen Prigl Hand anlegen musste. Der Schwefel im sauren Regen hat den Grünsandstein "wie Karies“ durchlöchert und brüchig gemacht.

Früher Presslufthammer und Meißel

Dreißig Jahre lang hat Jürgen Prigl als Dombaumeister an der Wiesenkirche gearbeitet. Als 1982 die Restaurierung begann, mussten die Steine mit Hammer, Meißel und Presslufthammer aus dem maroden Mauerwerk der gotischen Hallenkirche herausgebrochen werden. "Es hat gedröhnt in der Kirche, dass du gemeint hast, das Ding fällt in sich zusammen", erinnert sich der ehemalige Dombaumeister. Deshalb forschte er nach, welche moderneren Methoden angewendet werden könnten.

Eigene Weiter-Entwicklung

Weil es auf dem Markt nichts Passendes gab, entwickelte er selbst eine Seilsäge, die "um die Ecke" sägen kann. Darauf darf der gebürtige Schwabe immer noch stolz sein. Mit dieser Methode und dem Einsatz einer Diamantensäge konnte weitgehend vibrationsfrei gearbeitet werden. Das geht nicht nur deutlich schneller, sondern schont auch das historische Mauerwerk aus dem Jahr 1313.

Nachdem der letzte Stein entfernt wurde, stehen aber noch viele Arbeiten an. Zahlreiche, neue millimetergenau gefertigte Steine aus härterem Oberkirchener Sandstein müssen die Steinmetze der Dombauhütte einbauen. Das ist jetzt Aufgabe seines Nachfolgers, Gunther Rohrberg.

Eine Wiesenkirche ohne Gerüst 

Zwei Jahre werden die Arbeiten allein am Turm noch dauern. Anschließend müssen noch weitere Teile der Hallenkirche erneuert werden. So kann das Gerüst erst im Herbst 2027 abgenommen werden. "Sie müssen sich vorstellen. Es gibt eine ganze Generation Soester, die die Wiesenkirche noch nie ohne Gerüst gesehen haben", sagt Prigl.

Die Restaurierung der St. Maria zur Wiese wird dann voraussichtlich 30 Millionen Euro gekostet haben. Die Hauptlast trug zuletzt das Land Nordrhein-Westfalen.

Prigl schätzt, dass die von ihm eingesetzten neuen Sandsteine etwa 250 Jahre halten, ohne brüchig zu werden. Wie es dann weitergeht? "Das sehen wir uns alle dann von oben an", sagt Prigl und zeigt zum Himmel.

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