Teil des Soester Walls mit dem Kattenturm

Einzigartiger Blick in die Soester Wallgeschichte

Stand: 16.04.2020, 08:06 Uhr

  • Fundament aus dem 12. Jahrhundert
  • Später Kanonen-sicher ausgebaut
  • Tunnel-Baustelle bescherte Einblick

"Der Soester Stadtwall ist Schicht um Schicht mit Erde verfüllt worden. Die alten Soester verwendeten dazu ortsüblichen Löss- und Lehmboden." So beschreibt Stadtarchäologe Walter Melzer die Bautechnik der historischen Wallanlage.

Links und rechts von der heutigen Baustelle zur  Verbreiterung eines Fußgänger-Tunnels im Wall hat er in das Innere geblickt und sich gefreut: "Weil wir endlich mal sehen konnten, wie die erste Stadtmauer gegründet wurde."

 Ausbau nach der Soester Fehde

Querschnitt durch Soester Wall, die einzelnen Schichten gelb markiert

Vielschichtiger Wall

 Am Grund der fast vier Kilometer langen Stadtumrundung liege nämlich die ursprüngliche Stadtmauer. Sie stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. "Im 15. Jahrhundert entstand dann der Wall, wie wir ihn heute kennen, über den jedes Jahr Tausende Spaziergänger flanieren", erklärt Walter Melzer.

Dieser Wall sei dann kurz nach der Soester Fehde ausgebaut und verstärkt worden. "Man wollte sich vor weiteren feindlichen Angriffen besser schützen."

 Massen von Börde-Erde im Stadtwall verdichtet

Stadtarchäologe Walter Melzer vor Luftbild der Soester Altstadt

Stadtarchäologe Melzer

 "Wir haben Erdschichten von 10 bis 20 cm Stärke gesehen, die sich  bänderförmig schön abzeichneten", schildert Walter Melzer. Daraus lasse sich schließen, "dass die alten Soester damals massenhaft Erde mit Schubkarren, Körben und Fuhrwerken herangeschafft haben, um diese von der Krone der alten, maroden Stadtmauer nach unten fallen zu lassen, zu verdichten und mit einer weiteren Mauer zu stützen."

Der Blick in den Kern des Wallabschnitts gibt Aufschluss über 700 Jahre Soester Wallgeschichte – wozu auch ein Luftschutzraum aus dem Zweiten Weltkrieg gehört.

Für den Soester Chef-Archäologen ist der Blick in die Stadtmauer etwas ganz Besonderes: "Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten Jahrzehnten hier in Westfalen eine Stadtbefestigung mal so durchschnitten und so dokumentiert worden ist."