Bei den beiden an Vogelgrippe gestorbenen Schwänen in Essen hat sich der Verdacht auf die besonders starke und ansteckende Virusvariante bestätigt. Das teilte die Stadt Essen mit.
Sie rief zugleich wegen der Geflügelpest-Fälle zu Wachsamkeit auf: "Auch wenn das Risiko einer Ansteckung für Menschen sehr gering ist, sollten allgemeine Hygienevorschriften (Händewaschen, Abstand zu Wildgeflügel, Tiere nicht anfassen) eingehalten werden", teilte die Stadt mit.
Worauf man bei der Vogelgrippe achten sollte und was man sonst wissen muss - um diese Fragen geht es in diesem Artikel:
- Was ist Geflügelpest?
- Wo kommt das Virus her?
- Welche Symptome bringt die Geflügelpest mit sich?
- Wie wird die Erkrankung übertragen?
- Was ist bei Verdacht auf Vogelgrippe zu tun?
- Ist die Vogelgrippe auch für Menschen in Deutschland gefährlich?
- Wie ist die Situation in anderen Ländern?
- Wie kann ich mein Geflügel vor der Geflügelpest schützen?
Was ist Geflügelpest?
Die Geflügelpest, auch aviäre Influenza (AI) oder Geflügelgrippe genannt – oder umgangssprachlich: Vogelgrippe - ist eine hochansteckende Viruskrankheit von Hühnern und Puten. Aber auch viele andere Vögel, etwa Schwäne, kann es treffen. Die Erkrankung verläuft in der Regel tödlich.
Bei den aviären Influenzaviren unterscheiden Fachleute nach Angaben des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zwischen den sogenannten niedrig pathogenen ("wenig krank machenden") und den hoch pathogenen ("stark krank machenden") Influenzaviren.
Die hoch pathogenen aviären Influenzaviren (zum Beispiel H5N8) können bei Nutzgeflügel wie etwa Hühner oder Puten zu hohen Tierverlusten führen. Die niedrig pathogenen Influenzaviren rufen dagegen oftmals nur geringe bis gar keine Krankheitsanzeichen hervor. Nur die Infektion mit hochpathogenen aviären Influenzaviren heißt in der Fachwelt Geflügelpest oder Vogelgrippe.
Fachleute sehen Wildgeflügel – vor allem Enten – als Reservoir des Virus. Oft sind die Tiere Virusträger, ohne selbst zu erkranken. Aviäre Influenzaviren kommen weltweit vor.
Welche Symptome bringt die Geflügelpest mit sich?
Erkrankte Tiere zeigen laut Niedersächsischem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit Symptome wie hohes Fieber, Appetitlosigkeit, Schwäche, Teilnahmslosigkeit und Atemnot. Bei Hühnern etwa kommt es zu einem drastischen Rückgang der Legeleistung.
Wie wird die Erkrankung übertragen?
Es ist möglich, dass das Virus über den direkten Kontakt von Tier zu Tier übertragen wird. Wildlebende Wasservögel können das Virus über große Entfernungen verschleppen. Das Virus kann sich auch über die Luft verbreiten.
Ebenso wie die menschlichen Grippeviren verändern sich auch die Influenzaviren der Vögel. So kommt es seit dem Jahr 2020 – vor allem in den Jahren 2021 und 2022 - zum Massensterben verschiedener Wildvogelarten wie Gänse, Schwäne, Watvögel und Kraniche in vielen europäischen Ländern.
Verantwortlich hierfür sind nach Angaben des Niedersächsischem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bestimmte Geflügelpestviren - die hochpathogenen aviären Influenzaviren des Subtyps H5. Einige Vogelarten, die sich infizieren, erkranken jedoch nicht. So wurde das Virus auch bei gesund erlegten Enten nachgewiesen.
Es kann übrigens auch zu einer indirekten Übertragung des Virus durch Menschen, Fahrzeuge, Mist, Futter oder Transportkisten kommen. Der Mensch kann die Seuche übertragen über
- nicht gereinigte und desinfizierte Kleider
- Schuhe
- Hände.
Was ist bei Verdacht auf Vogelgrippe zu tun?
Geflügelpest ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Ein Verdacht muss sofort dem zuständigen örtlichen Veterinäramt gemeldet werden. Um den Verdacht auf Geflügelpest zu überprüfen, entnehmen Behörden-Mitarbeiter Proben. Diese werden in speziellen Laboren untersucht. Bestätigt sich der Verdacht, werden vor Ort unter anderem eine drei Kilometer große Schutzzone und eine zehn Kilometer große Überwachungszone angeordnet.
Ist die Vogelgrippe auch für Menschen in Deutschland gefährlich – hat es schon Fälle gegeben?
Es lässt sich laut Robert Koch-Institut (RKI) nicht vorhersagen, ob sich ein Vogelinfluenzavirus genetisch so verändern und an den Menschen anpassen kann, dass es von Mensch zu Mensch übertragen wird.
Insgesamt ist nach RKI-Angaben das Risiko, dass das Virus auch für Menschen gefährlich wird, als sehr gering einzuschätzen. Dies ergebe sich schon daraus, dass sich weltweit regelmäßig Millionen Vögel mit Influenza A(H5N1) infizieren, beim Menschen bislang aber nur wenige hundert A(H5N1)-Fälle bestätigt seien, so das RKI.
Seitdem seit September 2017 in China das Geflügel mit einem bivalenten Totimpfstoff gegen H5/H7 geimpft wird, ist die Zahl der Fälle beim Geflügel, aber auch bei den humanen Fällen stark zurückgegangen.
In Deutschland ist bisher ist kein Fall von aviärer Influenza bei Menschen bekannt geworden. Wie in vielen anderen Ländern gibt es hierzulande ein Überwachungssystem für Influenza, das solche Fälle erkennen kann.
Generell gilt: Tritt ein Vogelgrippevirus bei Nutzgeflügel auf, sind in erster Linie Beschäftigte in der Geflügelindustrie, Tierärzte und Beschäftigte in den betroffenen Betrieben gefährdet, die sich entsprechend den Vorgaben des Arbeitsschutzes schützen müssen; für die breite Bevölkerung wird nur ein sehr geringes Risiko gesehen. Bürger sollten kranke oder verendete (Wild-)Vögel bzw. (Wild-)Tiere grundsätzlich nicht anfassen.
Wie ist die Situation in anderen Ländern?
In den Vereinigten Staaten hat es bereits rund 60 Fälle von Vogelgrippe bei Menschen gegeben. Anfang Januar 2025 ist in den USA ein Mensch nach einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben. Der Bewohner des Bundesstaats Lousiana sei älter als 65 Jahre gewesen und habe auch andere gesundheitliche Probleme gehabt, teilte die Gesundheitsbehörde des Bundesstaats mit. Hinweise auf weitere Fälle in Louisiana oder eine Übertragung des Erregers zwischen Menschen gebe es nicht, hieß es weiter.
Weltweit gab es schon mehrere registrierte Todesfälle durch H5N1. Der Patient hatte demnach sowohl mit Vögeln in seinem Garten als auch mit Wildvögeln Kontakt gehabt. Weitere Details nannte die Behörde nicht.
Zurück zu uns nach Deutschland: Wie kann ich mein Geflügel vor der Geflügelpest schützen?
Hausgeflügel darf nach Angaben des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) keinen Kontakt zu Wildvögeln haben. Die Behörde gibt diese Tipps:
- Nur unvermeidbaren Besuch die Stallungen betreten lassen und dafür Schutzkleidung bereitstellen
- Vor Betreten der Stallungen das Schuhwerk wechseln
- Desinfektionsmatten oder -bäder vor den Eingängen der Stallungen für Stiefel etc. nutzen
- Desinfektionsmatten oder -bäder unmittelbar vor den Eingängen für Stiefel etc. nutzen
- Reifen von Fahrzeugen desinfizieren, die Einstreumaterial und anderes in die Ställe bringen
- Vor Tierkontakt: Hände waschen und desinfizieren
- Futter und Einstreu vor Vogeleinflug und Verunreinigungen schützen
- Fütterung nur in geschützten Stallbereichen, zu denen Wildvögel keine Zugangsmöglichkeit haben
- Auslaufbereiche unattraktiv für Wildvögel gestalten (kein Oberflächenwasser)
- Oberflächenwasser niemals zum Tränken verwenden
- Den Gesundheitszustand der Herde regelmäßig gründlich kontrollieren.
Unsere Quellen:
- Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zur Bekämpfung der Geflügelpest in Deutschland
- Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen zu Geflügelpest
- Robert Koch-Institut zu Vogelgrippe
- Nachrichtenagentur dpa