Aus für Schützenhalle Lipperode?
Lokalzeit Südwestfalen. 29.01.2025. 03:16 Min.. Verfügbar bis 29.01.2027. WDR. Von Heinrich Buttermann.
Nachbarn ist es zu laut: Lippstadt-Lipperode bald ohne Schützenhalle?
Stand: 29.01.2025, 08:35 Uhr
Im Dorf Lipperode bei Lippstadt (Kreis Soest) sind die Mitglieder des Schützenvereins, aber auch weite Teile der Bevölkerung empört. Nach einem Streit mit Nachbarn haben Richter entschieden, dass die Schützenhalle nicht mehr genutzt werden darf.
Einen Funken Hoffnung gibt es noch. Der ehrenamtliche Vorstand des Lipperoder Schützenverein hat sich in einem privaten Wohnzimmer getroffen, blättert in alten Akten. Sie suchen Belege dafür, dass die Halle aus dem Jahr 1908 genehmigt worden ist.
Wenn sie nicht fündig werden, ist die Halle für die Richter des Oberverwaltungsgerichtes Münster ein Schwarzbau - und dürfte entsprechend nicht mehr genutzt werden.
Ein Nachbar klagt seit Jahrzehnten
Der Streit mit einer Familie in direkter Nachbarschaft schwelt schon seit Jahrzehnten- und hat immer wieder auch Gerichte beschäftigt. Zunächst wehrte sich ein Nachbar gegen "unzumutbaren Lärm" aus der Schützenhalle, mittlerweile hat die Tochter übernommen.
Viel mehr möchte die Klägerin zu der Angelegenheit in der Öffentlichkeit nicht mehr sagen, zu oft sei man missverstanden worden. Den Gang vor Gericht habe man einschlagen müssen.
"Die Behörde hat nie reagiert"
Jahrelang hat es Abmachungen gegeben, wie oft die große Halle genutzt werden darf. Zuletzt hatte man sich auf 13 Abendveranstaltungen im Jahr geeinigt, außerdem war eine Lautstärke-Messanlage eingebaut worden. Trotzdem kam es immer wieder zum Streit.
Zahlreiche Beschwerden gegen Feste
In den vergangenen Jahren habe man sich immer wieder beim Ordnungsamt der Stadt Lippstadt beschwert. Die Behörde habe aber nicht reagiert, erklärt die Klägerin weiter. Damit endlich geklärt würde, was in ihrer Nachbarschaft erlaubt sei und was nicht, sei man vor Gericht gezogen, sagt sie sinngemäß. Ihren Namen möchte sie nicht in der Öffentlichkeit lesen.
Keine Baugenehmigung in alten Akten
Die Sache landete schließlich vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster, beschäftigte drei Profi- und zwei Laienrichter. Und die haben so ganz anders entschieden, als es die Schützen und auch die Stadt Lippstadt erwartet haben.
Jürgen Dewerth ist Schützenoberst und gleichzeitig der erste Vorsitzende des Vereins. Die Richter hatten sich in erster Linie gar nicht mit Lärmbelästigung und einer Abwägung von öffentlichen Interessen auseinandergesetzt, sondern in erster Linie Akten gewälzt. Und dort entdeckt: Es gibt keine Baugenehmigung für die über 100 Jahre alte Halle.
Die Halle war lange vor den Nachbarn da
Ob es die überhaupt je gegeben hat oder über die lange Zeit verschwunden ist, das weiß niemand so richtig. Die Aufgabe für den Schützenverein: beweisen, dass die Halle zu Recht mitten in Lipperode gebaut worden ist. Übrigens lange bevor die Kläger-Familie ihr Haus daneben gebaut hat, aber das scheint vor Gericht keine große Rolle gespielt zu haben.
Suche nach der Baugenehmigung
Inzwischen hat der Vereinsvorstand einen Hinweis in alten Katasterplänen gefunden. Immerhin ist dort im Jahr 1909 das Wort "Festhalle" eingetragen worden. Ob das den Richtern ausreicht? Der Vereinsvorstand ist mittlerweile komplett verunsichert, sucht sicherheitshalber weiter.
Am Wochenende wurde noch einmal gefeiert
Viel Zeit dafür haben sie nicht mehr. Anfang Februar müssen die Schützen und die Stadt ihren Einspruch gegen das umstrittene Urteil begründet haben. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig, deshalb durfte an diesem Wochenende auch der Winterball noch einmal ausgiebig gefeiert werden. Es könnte das letzte Fest in der Halle gewesen sein, ist hier allen bewusst.
"Wir werden für unsere Halle kämpfen", erklärt der Vorsitzende Jürgen Dewerth. Er bekommt von den unterschiedlichsten Seiten Schützenhilfe - ob es hilft? Wenn der Einspruch keinen Erfolg hat, darf in der alten Halle mitten im Dorf nicht mehr gefeiert werden, die Feuerwehr darf nicht mehr auf dem Vorplatz üben und andere Vereine dürfen sich dann dort nicht mehr treffen .
Unsere Quellen:
- Schützenverein Lipperode
- Klägerin
- OVG Münster
- WDR-Regionalkorrespondent für den Kreis Soest