Wie fit ist Roboter "Tobi" aus Bielefeld im Haushalt?
Stand: 10.07.2023, 15:55 Uhr
Frühstück machen, Einkäufe ins Regal stellen oder die Spülmaschine einräumen. Elf Studierende der Universität Bielefeld haben ihrem Serviceroboter genau diese Aufgaben beigebracht. Bei der Roboter-WM in Frankreich musste "Tobi" sich beweisen.
Von Julia Schlöpker
"Mit dem Ergebnis sind wir zufrieden", erklärt Koordinator Sven Wachsmuth nach dem Finale. "Unser Ziel war die zweite Runde und das haben wir geschafft." In Bordeaux kamen eine Woche lang mehr als 2.500 Studierende und Forschende aus 45 Ländern zusammen, um sich mit ihren Robotern in den Bereichen Fußball, Rettung, Haushalt, Industrie und Logistik zu messen.
Auch wenn die Uni Bielefeld in der Haushaltsliga bereits zwei Mal Weltmeister wurde, waren die Erwartungen diesmal nicht so groß. Das Team musste sich nach der Coronapause neu finden und der Roboter war noch nicht in Form: "Mal funktioniert Tobi, mal nicht", so Sven Wachsmuth kurz vor der Abreise.
Übung macht den Meister
Roboter sortiert Lebensmittel in ein Regal
Zwei Tage hatten die Studierenden Zeit, sich mit Tobi in Frankreich auf die neue Umgebung einzustellen. Dazu fährt der Roboter den Raum ab, merkt sich Wege, erkennt mit seinen Lasersensoren Hindernisse. Eine der neun Aufgaben, die er lösen sollte: Lebensmittel von einem Tisch nehmen und in ein Regal richtig einsortieren.
Schon beim Test im CITEC der Uni Bielefeld klappte das nicht ganz: Tobi rollte langsam zum Tisch, fixierte ein Objekt, bewegte seinen Arm nach unten schnappte sich die Senftube. Aber dann fuhr er zum Regal und ließ kurz davor die Tube fallen. Der Roboter hatte den Abstand falsch berechnet. Bei der WM schafft er es gar nicht erst dorthin.
Technik streikt in der heißen Halle
Auch bei den anderen Aufgaben braucht das Team in Frankreich Geduld. Probleme hat Tobi zum Beispiel beim Gepäck tragen. In der 34 Grad heißen Halle in Bordeaux fällt plötzlich seine Kamera aus. Blind verfehlt er sein Ziel – hier gab es keine Punkte.
Noch steckt die Technik in den Kinderschuhen.
Einräumen von Geschirr in eine Spülmaschine ist auch nicht seine liebste Beschäftigung. Bei der WM sind die Tabs zu klein für seine Greifer und die Tür soll er von unten öffnen. Zu schwierig. Punkte bekommt Tobi dagegen fürs Tischabräumen.
Dann soll der Roboter Studentin Kathrin Lammers anderen Gästen vorstellen. Er bittet die Studentin Platz zu nehmen. "Please take the free seat I am looking at". Diese Aufgabe klappte beim Wettbewerb gut.
Fehler finden und verbessern
Der Roboter reagiert auf Befehle – jede Bewegung ist auf seiner Festplatte gespeichert. Zugleich muss er flexibel reagieren. "Robotik ist viel testen, Fehler feststellen, sie verbessern, nochmal testen," erklärt Kathrin Lammers. Sie befasst sich im zweiten Semester bereits mit so komplexen intelligenten Systemen. Tobi kommentiert alles, sagt genau vorher, was er macht. Auch die Sprache musste ihm erst beigebracht werden.
Noch steckt die Technik also in den Kinderschuhen. Dabei wären Serviceroboter vor allem für Menschen mit Handicap eine Erleichterung. "In Altenheimen wäre es auch eine gute Sache, wenn man zumindest diese einfachen Aufgaben abgeben kann damit Pflegekräfte mehr Zeit haben, sich mit den Patienten auch emotional auseinanderzusetzen", meint Kathrin Lammers.
Serviceroboter Tobi und Studierende der Universität Bielefeld
Bis Roboter wie Tobi wirklich zuverlässige Helfer im Haushalt sind, dürften noch Jahre vergehen. "Große Unternehmen bauen erste Prototypen", gibt Sven Wachsmuth einen Ausblick. Erstmal aber möchte das Team der Technischen Fakultät Bielefeld ihren Serviceroboter weiter fit machen und Platz fünf bei der nächsten Robocup-Weltmeisterschaft toppen.
Über das Thema berichtet die Lokalzeit OWL.