Rechtsextremismus-Seminar für Polizisten nach SEK-Chats
Lokalzeit Münsterland. 31.07.2023. 06:36 Min.. Verfügbar bis 31.07.2025. WDR. Von Detlef Proges.
Polizei Münster: Seminare gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus
Stand: 31.07.2023, 17:33 Uhr
Die Polizei Münster verstärkt den Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus in den eigenen Reihen. Am Montag unterzeichnete Präsidentin Alexandra Dorndorf eine Kooperation mit dem Geschichtsort Villa ten Hompel.
Von Dominik Hamers
Mehr als 1.500 Polizistinnen und Polizisten sollen in den kommenden Monaten an den Seminaren teilnehmen. Ein Grund dafür, dass die Behörde das Engagement in diesem Bereich verstärkt, sind Vorwürfe gegen Beamte aus Münster, die in Gruppenchats rechtsextreme Inhalte verbreitet hatten.
"Zunehmend rechte Tendenzen"
Im WDR-Interview sprach Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf zwar von Einzelfällen, verwies aber auf zunehmende rechte Tendenzen in der Gesellschaft.
Villa ten Hompel hat eine besondere Geschichte
Dass die Seminare in der Villa ten Hompel stattfinden, hat einen Hintergrund: Im Nationalsozialismus war das Gebäude der Ordnungspolizei. Heute werden dort deren Kriegsverbrechen dokumentiert.
Villa ten Hompel war im Nationalsozialismus Sitz der Ordnungspolizei
"Es macht mich vor allem nachdenklich, dass es Polizisten sind, die auch wie ich in den Beruf gestartet sind mit der Intention, dass sie etwas für ihre Mitmenschen tun wollen", sagt die 21 Jahre alte Kommissaranwärterin Anna Schmitz.
"Dass sie dann zu solchen Verbrechen fähig sind, war für mich erst nicht greifbar. Dafür ist dieser Ort hier sehr wichtig", findet sie.
Teilnehmende sollen die Vergangenheit ihres Berufs aufarbeiten
In den Seminaren in der Villa ten Hompel sollen die Teilnehmenden die Rolle der Polizei im Nationalsozialismus reflektieren und so die Vergangenheit ihres Berufs aufarbeiten. An 3,6 der sechs Millionen Morde an Juden war die Polizei des NS-Regimes beteiligt.
Präsidentin Dorndorf bekräftigt daher den Eindruck der jungen Polizistin und den Stellenwert des Geschichtsorts: "Man kann hier sehr gut erkennen, wie man die Polizei als Exekutive im Nationalsozialismus für Verbrechen instrumentalisiert hat. Und dem vorzubeugen, das ist für uns Mahnung".
Kooperation besteht seit zehn Jahren
Die Polizei kooperiert seit zehn Jahren mit der Villa ten Hompel
Seit nunmehr zehn Jahren kooperiert die Polizei im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus mit der Villa ten Hompel. Jetzt besteht auch eine schriftliche Vereinbarung.
Sowohl Präsidentin Dorndorf, als auch Stefan Querl, der Leiter des Geschichtsorts, sind nach eigenen Aussagen mit der Zusammenarbeit bisher zufrieden. Querl habe zu einem der Seminare eine Rückmeldung bekommen, die ihn besonders beschäftigt habe. Eine Teilnehmerin hat geschrieben: "Ich dachte, es geht um Geschichte. Es ging im Seminarverlauf aber eigentlich um mich."