Kampf den Autos - aber weniger Busse: In Münster geht die Verkehrsplanung nicht auf
Stand: 20.09.2023, 13:08 Uhr
In Münster fehlen Busfahrer. So viele, dass der Busverkehr jetzt deutlich eingeschränkt wird - in einer Stadt, die Autos massiv verdrängen will, stößt das besonders bitter auf.
Von Marco Poltronieri
Für die Stadtwerke Münster ist das kein leichter, aber notwendiger Schritt: Ab dem 30. September müssen sie ihr Busangebot drastisch zurückfahren, weil sie zu wenige Busfahrerinnen und Busfahrer haben. Konkret bedeutet das: Fast alle Buslinien fahren dann im 30-Minuten-Takt und nicht mehr wie bisher alle 20 Minuten.
Fast alle Linien betroffen
Auch die Nachtbusse sind betroffen. Insgesamt sind nur drei Linien von den Maßnahmen ausgenommen. "Faktisch bedeutet das, dass weit weniger Busse unterwegs sind. Wir sind uns natürlich bewusst, dass das viele Fahrgäste treffen wird", sagt Stadtwerke-Sprecher Florian Adler. "Das bedauern wir zutiefst".
Schon im Vorjahr eine Linie eingestellt
Das Problem ist nicht neu. Schon im letzten Jahr mussten die Stadtwerke eine Linie einstellen, die rings um das Zentrum alle wichtigen Knotenpunkte versorgte. Schon damals fehlte Fahrer-Personal. Nun hat sich die Situation noch einmal verschärft. "Wir haben 225 Busfahrerinnen und Busfahrer. 20 fehlen, um den Betrieb wie gewohnt aufrecht zu erhalten", so Florian Adler. Bislang kam man nur deshalb einigermaßen über die Runden, weil immer wieder Busfahrer auf ihre freien Tage verzichtet hatten und eingesprungen sind. Doch das gehe auf Dauer nicht so weiter.
Bei den Partner-Unternehmen im Umland sieht es ähnlich aus. Auch sie haben Personalprobleme, allerdings nicht ganz so gravierende wie die Stadtwerke in Münster. "Wir steuern schon länger gegen. Aber wer den Busführerschein macht, braucht ein halbes Jahr. Und bei manchen kommt noch mal ein halbes Jahr drauf für den deutschen Sprachunterricht", bilanziert Florian Adler. Das dauert dann eben.
Umstieg weg vom Auto: Bei schwachem ÖPNV unwahrscheinlich
Der Busfahrermangel konterkariert den Ausbau des ÖPNV, den sich Stadt und Stadtwerke auf ihre Fahnen geschrieben haben. Der sollte eigentlich zu mehr Fahrgästen führen. Deutschlandticket und andere günstige Ticket-Angebote sollten zum Umstieg auf den Bus bewegen. Zahlreiche Baustellen und Fahrbahnsperrungen verleiden zudem das Autofahren derart, dass die Stadt hoffte, auch Pendler würden aufs Auto verzichten.
Europaweite Suche nach Partner-Unternehmen
Die Stadtwerke haben nun bei der Suche nach Partner-Unternehmen europaweite Ausschreibungen veranlasst. In der Hoffnung, die Situation einigermaßen in den Griff zu bekommen.
Als Fahrradstadt sieht sich Münster ganz weit vorn. Von einer Vorreiter-Rolle in Sachen Umstieg auf ÖPNV aber muss sich die Stadt nun wohl erstmal verabschieden.