Eine Woche Nacktwandern durchs Münsterland
Lokalzeit Münsterland. 13.08.2024. 03:13 Min.. Verfügbar bis 13.08.2026. WDR. Von Markus Schröder.
Eine Woche Nacktwandern durchs Münsterland
Stand: 18.08.2024, 12:57 Uhr
Noch bis Sonntagabend finden die Westfälischen Naturistentage statt. Seit einer Woche sind dort nackte Wanderer und Radler unterwegs.
Es ist 10.30 Uhr am Morgen, als sich etwa 60 Naturisten auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Münster treffen. Einige sind schon nackt hierher gefahren, die anderen ziehen sich jetzt aus. Es werden Fahrräder von den Autos heruntergeholt, ganze Körper mit Sonnenschutz eingecremt und Rucksäcke geschultert.
Viele Männer, wenig Frauen
Auffällig ist, dass hier fast nur Männer mitmachen, meist über 60-Jährige. Warum? Thomas aus Hagen antwortet: "Wenn man älter wird, dann wird man gelassener. Viele Dinge sind nicht mehr so wichtig. Bestimmte Meinungen, wie man auszusehen hat und so. Ich mache nur noch das, was ich richtig finde."
Unter den 60 Teilnehmern sind nur fünf Frauen. Die wenigen, die mitmachen, bedauern das. Birgit aus Hagen zum Beispiel: "Leider trauen sich die meisten Frauen nicht, hier mitzumachen. Ich glaube, viele haben das Problem, dass sie mit ihrem Körper nicht zufrieden sind, und sich nicht beurteilen lassen wollen. Ich glaube, der Druck ist bei den Frauen einfach größer."
Barfuß vom Scheitel bis zur Sohle
Nach einem kurzem Check (Wie viele sind in jeder Gruppe?) starten die Radfahrer zu ihrer Tour, während sich die Wanderer buchstäblich in die Büsche schlagen. Anfangs geht es auf einem schmalen Trampelpfad in einen Wald.
Einige Naturisten gönnen sich eine kurze Pause.
Einige sind sogar barfuß unterwegs, und obwohl das Unkraut, auch Brennnesseln, fast meterhoch den Weg säumt, beschwert sich niemand. Im Gegenteil: die Stimmung ist ausgesprochen gut. Immer wieder ist zu hören, wie wunderbar es sei, endlich einmal wieder Wind und Sonne am ganzen Körper zu spüren.
Man kann fast alles auch nackt machen
Gestartet waren die Naturistentage am Samstag vor einer Woche mit einem Nacktfrühstück in einer Landgaststätte (ein Handtuch auf jedem Stuhl) und anschliessendem Nackt-Kegeln. Die Woche über wurde dann vor allem gewandert und geradelt, aber ein Nackt-Paddeln gehörte auch zum Programm.
Für die Westfälische Naturistentage reisen Naturisten aus ganz NRW, aber auch aus Holland, Berlin oder Sachsen an. Viele berichten, dass sie auch zuhause meist nackt herumlaufen, mitunter auch nackt Auto fahren.
Viel Hallo und ein bisschen Ärger
Die erste Wanderung dauert vier Stunden. Sie führt durch Waldgebiete, an der Ems entlang, aber auch an Ortschaften vorbei, wo die Nackten immer wieder auf andere Wanderer und Radfahrer treffen.
Als die Nackten an zwei Familien vorbeikommen, die an der Ems campen, reagiert eine Frau heftig. Sichtlich verärgert fordert sie die Wanderer auf, möglichst schnell zu verschwinden. Ihre Kinder schickt sie hinter ein Gebüsch, damit diese die Nackten nicht sehen. Die Naturisten schütteln den Kopf.
Nacktwandern ist nicht verboten
Manchmal, so berichten sie, werde auch die Polizei gerufen. Die kommt dann in der Regel, sieht, dass die Gruppe einfach nur nackt wandert, und versucht dann, den aufgebrachten Alarmierer zu beruhigen. Denn (und das bestätigt die Polizei auf Anfrage): Nacktwandern ist nicht verboten.
Zum Glück ist Ärger mit Passanten aber selten. Meist sind die Begegnungen sogar ausgesprochen freundlich. Als ein bekleideter Radfahrer die Gruppe beim Nacktbaden in der Ems sieht, hält er spontan an, zieht sich aus, und macht mit.
Die Naturisten sind begeistert. "Wenn die Leute wüssten wie schön das ist, würden es viel mehr machen."
Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Naturisten
- Polizei Münster