Münster will Neubau von Einfamilienhäusern erheblich einschränken
Stand: 11.05.2023, 10:12 Uhr
In Münster sollen in künftigen Neubaugebieten kaum noch freistehende Einfamilienhäuser gebaut werden. Am Mittwochabend ist die "Klimagerechte Bauleitplanung Münster" im Rat vorgestellt worden.
Von Markus Wollnik
Familie Klostermann in Münster-Wolbeck gehört womöglich zu den letzten Bauherrn eines freistehenden Einfamilienhauses in Münster. Für Sabine und Markus Klostermann war es ein Traum, den sie sich erfüllt haben.
Eines der letzten neuen Einfamilienhäuser in Münster?
"Früher haben wir in Mehrfamilienhäusern gelebt, da hat man immer einen über oder unter sich gehabt", erzählt die Mutter, "heute haben wir viel Platz, einen wunderschönen Garten und können selbst entscheiden, ob wir für uns sind oder das Tor aufmachen für Nachbarn und Besucher."
Freistehende Einfamilienhäuser nur noch in Ausnahmefällen
Doch diese Art zu wohnen ist – zumindest im Neubau – ein Auslaufmodell in Münster. Die Ratsmehrheit von Grünen, SPD und Volt ist gegen weitere neue freistehende Einfamilienhäuser, weil sie zu viel Platz brauchen und zu viel Fläche versiegeln. Für den Klimaschutz sei das von Nachteil.
Denn zum Beispiel bei Starkregen könne das Wasser schlechter ablaufen. Die Gefahr von Überflutungen steige. Deshalb sollen künftig auch nur noch wenige Doppelhaushälften und Reihenhäuser neu entstehen, etwa 15 Prozent. Neue freistehende Einfamilienhäuser soll es deshalb nur noch in Ausnahmefällen geben. Ein Verbot solcher Neubauten gebe es aber nicht, sagte Gerd Franke von der Stadt Münster am Mittwoch dem WDR.
Modellquartiere mit hoher Wohnqualität
Die Stadtplaner in Münster arbeiten an modernen Modell-Quartieren am Stadtrand. Hier sollen platzsparende Mehrfamilienhäuser entstehen, zwar mehrgeschossig, aber durch Gemeinschaftsgärten und große Dachterrassen auch mit Wohnqualität für junge Familien.
Steffen Schürmann fühlt sich wohl in dem Dreiparteienhaus
Vereinzelt gibt es solche Mehrfamilienhäuser schon jetzt. In Münster-Wolbeck bewohnt Mieter Steffen Schürmann so ein Dreiparteienhaus. "Durch die drei separaten Eingänge fühlt es sich fast so an wie in einem Einfamilienhaus."
Allerdings gibt es auch Kritik. Die kommt von den Oppositionsparteien in Münster. CDU-Ratsfrau Babette Lichtenstein van Lengerich moniert, Münster habe schon jetzt viel zu wenig junge Familien, nur 16 Prozent. Und Familien locke man eben mit Einfamilienhäusern. Außerdem hörten sich die geplanten mehrgeschossigen Modellquartiere gut an, aber schnell seien dies die Ghettos von morgen.
Über dieses Thema berichten wir am Mittwoch, 10.05.2023 in der Lokalzeit aus Münster im WDR Fernsehen.