Die Nosferatu-Spinne ist mittlerweile auch bei uns Zuhause

Immer mehr invasive Arten werden bei uns heimisch

Stand: 18.09.2024, 15:25 Uhr

Forscher aus Münster haben festgestellt, dass die Klimaerwärmung schon längst bei uns spürbar ist. Besonders deutlich zu sehen ist das an der heimischen Flora und Fauna, denn es gibt immer mehr Einwanderer, die eigentlich gar nicht hierhin gehören, sich aber bei uns breitmachen: Invasive Arten.

Von Nicole Albers

"Sie bewegt sich so elegant wie ein Panther auf acht Beinen." Robert Boczkis Augen beobachten bewundernd seine neueste Errungenschaft: eine Zoropsis spinimana, besser bekannt als Nosferatu-Spinne. Etwa fünf Zentimeter ist sie groß, mit einem haarigen Körper und ihrer markanten Rückenmaserung, die ihr auch den Namen gegeben hat.

"Sie stammt mitten aus Münster"

Robert Boczki mit seiner Nosferatu-Spinne

Robert Boczki mit seiner Nosferatu-Spinne

Vorsichtig nimmt der Biologe sie aus einem Glasgefäß und lässt sie über einen Tisch krabbeln. Eigentlich liebt die Zoropsis warme Gefilde, so wie im Mittelmeerraum, doch mittlerweile auch wie im Münsterland. "Diese Spinne stammt aus den Kellerräumen der Evangelischen Studentengemeinde - mitten in Münster."

Gottesanbeterin auch in Ibbenbüren

Auch bei den Forschern des LWL-Naturkundemuseums stößt seine Spinne auf großes Interesse, denn die Wissenschaftler aus Münster gehören zu einem internationalen Team, das seit einigen Jahren die vielen Millionen Funde der Datenbank observation.org auswertet. Per App kann dort jeder Tiere melden, die eigentlich ganz woanders heimisch sind, wie etwa eine Gottesanbeterin in Ibbenbüren, eine Halsbandsittichkolonie in Ratingen oder eben eine Nosferatu-Spinne in Münster.

Klimaerwärmung sorgt für immer mehr invasive Arten

Jan Ole Kriegs vom LWL-Naturkundemuseum

Jan Ole Kriegs vom LWL-Naturkundemuseum

"Wir stellen fest: Es kommen immer mehr neue Arten hinzu", erklärt Jan Ole Kriegs. Steigende Temperaturen bei uns seien ein Grund, dass auch wärmeliebende Arten sich auch bei uns wohlfühlen, ein weiterer die Globalisierung. "Es gibt einige Tiere und auch Pflanzen, die durch die Menschen hierhin verschleppt wurden, wie etwa die Wandermuscheln."

"Erstaunlich, dass es so schnell geht"

Das Foto zeigt mehrere Muscheln mit Zebra-ähnlichem Muster.

Wandermuscheln haben typischerweise ein Streifenmuster

Über die Entwicklung an sich wundern sich die Forscher nicht. Erstaunlich aber findet Kriegs, dass das so schnell geht: "Auch Arten, die weniger mobil sind, die laufen müssen, wie etwa die Nosferatuspinne oder eben die Gottesanbeterin, sind innerhalb weniger Jahre bis nach Norddeutschland vorgerückt." Für die Forscher ist das durchaus bedenklich, denn die heimischen Lebensräume seien ohnehin schon gefährdet durch verschiedene Umwelteinflüsse. "Und wenn in so ein instabiles Ökosystem neue Arten einwandern, kann das Probleme geben." Eine Vermutung zunächst, ob sie sich bewahrheitet, können die Forscher jetzt noch nicht sagen.

Nosferatu kann beißen, aber nur im Notfall

Was sie wissen, ist, dass von der Zoropsis spinimana keine Gefahr ausgeht, auch wenn sie beißen kann. Das soll aber nicht schlimmer sein als ein Insektenstich. Sollte jemand sie bei sich Zuhause finden, hat Forscher Jan Ole Kriegs eine klare Handlungsanweisung: "Zunächst mal sollte man sie fotografieren und bei unserer Datenbank melden. Und dann kann man sich überlegen, ob man sie vorsichtig in ein Glas schiebt und sie im Nachbarhaus aussetzt."

Unsere Quellen:

  • LWL-Naturkundemuseum
  • WDR-Reporterin vor Ort

Darüber berichtet der WDR am 18. September auch in der Lokalzeit Münsterland um 19:30 Uhr.