Vergewaltigungen in Bethel: Gutachten belastet Chefarzt
02:40 Min.. Verfügbar bis 04.12.2026.
Vergewaltigungen in Klinikum Bethel: Gutachten belastet Chefarzt
Stand: 04.12.2024, 14:13 Uhr
Ein Chefarzt und Teile der Klinikleitung am Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld seien Hinweisen nicht genügend nachgegangen. Ein Assistenzarzt hatte zwei Jahre lang 30 Patientinnen nachts betäubt und vergewaltigt.
Von Christina Joswig
Seit Jahren kämpfen die Opfer für Gerechtigkeit. Wieso mussten so viele Frauen dasselbe erleiden und wieso wurde nichts unternommen gegen den Assistenzarzt? Diese Fragen lassen ihnen keine Ruhe.
Eva (Name von Red. geändert) ist zweimal vom Täter missbraucht worden
Von 2018 bis 2020 hatte Philipp G. Patientinnen betäubt, vergewaltigt und seine Taten gefilmt. Als die Videos gefunden wurden, nahm er sich in der Untersuchungshaft das Leben.
Hätten viele der Fälle verhindert werden können?
Noch immer steht die Frage im Raum, ob die Verantwortlichen am Klinikum Fälle hätten verhindern können. Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt gegen die Geschäftsführung und den Chefarzt. Inzwischen liegt ein externes Gutachten vor, das wieder Schwung in die Ermittlungen bringen könnte.
Konkret kommt das Gutachten zu dem Schluss, dass die veranwortlichen Personen Maßnahmen hätten ergreifen müssen. Die Menge der Auffälligkeiten sei groß genug gewesen.
Opferanwältin hofft auf Prozess gegen Chefarzt
Opfer-Anwältin: Stefanie Höke
"Die wussten, was da vor sich geht und nach unserem Dafürhalten kann das jetzt nur zur Anklageerhebung führen", sagt Anwältin Stefanie Höke aus Bielefeld. Sie vertritt zehn der Missbrauchsopfer. Seit Jahren setzt sie sich dafür ein, dass die Klinikleitung Fehler zugibt und personelle Konsequenzen gezogen werden.
Bethel-Opfer wollen endlich ernst genommen werden
Eva (Name von der Redaktion geändert) ist zweimal von Philipp G. missbraucht worden. Erst später erfuhr sie, was mit ihr geschehen war. Aber komisch vorgekommen war ihr Vieles: Ein Arzt legt ihr nachts einen Zugang, ist aufgeregt und nervös, sie findet eine Flasche Betäubungsmittel in ihrem Bett, die Bettnachbarin sieht, wie sie bewusstlos wird.
Doch als sie den Verantwortlichen davon berichtet, wird sie beschwichtigt. Eine ihr verabreichte Kochsalzlösung hätte nicht die passende Temperatur gehabt und da könne es zu einer Ohmacht kommen. Es gebe keine Bedenken.
Nicht nur Evas Fall, auch weitere Auffälligkeiten hätten den Chefarzt zum Handeln zwingen müssen, findet die heute 40-Jährige. "Er hätte ihm Arbeitsverbot geben müssen, er hätte die Polizei kontaktieren müssen, aber das hat er alles nicht getan. Aus welchem Grund auch immer", sagt Eva.
Quellen:
- Staatsanwaltschaft Duisburg
- Opferanwältin Stefanie Höke
- Gespräche mit Opfer