Startup aus Rheine verfolgt Internethetzer und bringt sie vor Gericht
Lokalzeit Münsterland. 06.11.2024. 03:12 Min.. Verfügbar bis 06.11.2026. WDR. Von Melanie Weyand.
Startup aus Rheine verfolgt Internethetzer und bringt sie vor Gericht
Stand: 15.11.2024, 16:06 Uhr
Es sind oft Politiker, Journalisten oder Wissenschaftler, die mit Hass und Hetze im Netz überschüttet werden. Das Startup So Done aus Rheine rückt den Tätern mithilfe von KI auf die Pelle.
Von Melanie Weyand
Hass und Hetze im Netz sind für Manuel Ostermann leider alltäglich geworden. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft und vertritt seine Meinung auch im Netz. Das passt aber nicht allen.
Manuel Ostermann, stellvertretender Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft.
Manuel Ostermann aus Warendorf ist einer der ersten Kunden der Fima So Done aus Rheine, die sich den Kampf gegen Hass im Netz zum Ziel gesetzt hat.
Sich selbst zu wehren ist schwierig
Geschäftsführerin der Fima ist Franziska Brandmann. Sie ist als Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen auch schon oft Opfer von Hass im Netz geworden. Sie wollte sich dagegen wehren, doch das war für sie schwierig.
Franziska Brandmann, Geschäftsführerin der Firma So Done und Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen.
"Man muss theoretisch jeden einzelnen Kommentar anzeigen, das ist ein langwieriger Prozess und ich habe dann irgendwann gedacht, das lass ich direkt, das ist mir zu umständlich", sagt Brandmann. Doch ihr guter Freund und Parteikollege Alexander Brockmeier ist Anwalt und riet ihr, sich zu wehren, denn Hass im Netz ist strafbar.
Zusammen mit einem Studienkollegen aus Oxford gründeten die drei dann 2022 die Firma So Done mit Sitz in Rheine. "Wir haben eine KI entwickelt, die auf das deutsche Strafrecht trainiert ist. Wir haben sie mit 300.000 händisch bewerteten Tweets, hunderten Gerichtsurteilen gefüttert", sagt Computerfachmann Marcel Schliebs.
Die KI kann vorfiltern, was strafbar ist und was nicht. Wer Opfer von Hass im Netz geworden ist, kann sich einfach an die Firma wenden bzw. auf der Webseite prüfen lassen, ob Beleidigungen strafbar sind oder nicht.
Unterstützen, beraten und zahlen
Anwalt Alexander Brockmeier sagt: "Wir unterstützen, beraten, übernehmen die Prozesskosten und den Papierkram." Wird Schadenersatz gezahlt, bekommen Klient und Firma jeweils die Hälfte.
Zu den Klienten von So Done gehören Politiker wie Robert Habeck oder Hendrik Wüst, aber auch Journalisten, Aktivisten und Wissenschaftler. Auch Eltern können sich melden, wenn ihre Kinder zum Beispiel in WhatsApp-Gruppen gemobbt werden. Oft sei dann nach einem Schreiben vom Anwalt Ruhe.
Weitere Institutionen gegen Hass im Netz
Neben dem Unternehmen So Done gibt es noch weitere Firmen, die sich gegen Hass im Netz einsetzen. Unter anderem können sich Betroffene bei der Organisation HateAid melden, die wiederum vom Bundesjustizministerium gefördert wird.
Die gemeinnützige GmbH Das Nettz hat außerdem 2017 eine Vernetzungsstelle gegen Hate Speech gegründet. Sie bündelt auf ihrer Internetseite verschiedene Organisationen, die gegen Hass im Netz vorgehen.
Schon 8000 Strafanträge gestellt
Insgesamt habe die Firma So Done schon 8000 Strafanträge gestellt, 70 Prozent der Täter würden ermittelt werden und die Erfolgsquote bei Gericht liege bei 95 Prozent, so das Unternehmen. Ende Oktober wurde die Firma mit dem 3. MUT Gründungspreis NRW ausgezeichnet.
Bundespolizist Manuel Ostermann ist froh, einen Weg gefunden zu haben, gegen die Hetzer vorzugehen. Vier Sammelstrafanträge liegen von ihm inzwischen bei der Staatsanwaltschaft.
Quellen:
- So done GmbH
- Manuel Ostermann, stellv. Vorsitzender der Bundespolizeigewerkschaft
- NRW.Bank
- Landesregierung NRW