Westfälischer Friedenspreis an Macron überreicht

Lokalzeit Münsterland 28.05.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 28.05.2026 WDR Von Antje Kley

Emmanuel Macron in Münster mit dem Westfälischen Friedenspreis gewürdigt

Stand: 28.05.2024, 15:15 Uhr

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat am Dienstag in Münster den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens überreicht bekommen. Die Laudatio hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Münster im Ausnahmezustand: Am frühen Dienstagmorgen kreiste ein Polizeihubschrauber am Himmel über der Stadt. Hunderte Polizisten waren auf den Straßen in der Altstadt unterwegs und sorgten für Sicherheit. Der Platz vor dem Rathaus wurde abgesperrt, es galt die höchste Sicherheitsstufe.

Ein Fest für Autogrammjäger

Sabine Müller, die Autogrammjägerin, hält ein Bild von Friedrich Merz.

Sabine Müller ist auf Autogrammjagd.

Sabine Müller hatte sich hinter den Absperrgittern am Rathaus einen guten Platz gesichert. Hier standen am Vormittag etwa 500 Menschen und warteten auf die Staatsgäste. Müller war eigens aus Arnsberg angereist. Sie hoffte auf ein Autogramm von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

Ein Autogramm von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hatte die Arnsbergerin schon, und auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kam nach der Ankunft in der Limousine auf sie zu und gab ihr ein Autogramm. Auf das Autogramm von Macron musste Sabine Müller verzichten.

Macron bei seiner Ankunft am Rathaus, Oberbürgermeister Markus Lewe gibt ihm die Hand.

Oberbürgermeister Lewe hieß Macron Willkommen.

Denn als Frankreichs Präsident zusammen mit seiner Frau Brigitte am Rathaus ankam, hatte er kaum Zeit. Das Ehepaar winkte den Menschen hinter den Absperrgittern zu und verschwand ins Rathaus. Dort warteten bereits die 340 geladenen Gäste, die Preisverleihung konnte mit einer Stunde Verspätung beginnen.

Laudatio von Bundespräsident Steinmeier

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte Macron einen "Mutmacher". "Wo andere von Grenzen sprechen, redest Du von Horizonten", sagte Steinmeier in seiner Laudatio für den französischen Staatspräsidenten. Es waren sehr persönliche, sehr herzliche Worte, die Steinmeier für seinen Freund Emmanuel fand. Dabei war ein wichtiges Thema der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Folgen für Europa.

Dieser Krieg habe den europäischen Staaten vor Augen geführt, "dass wir wehrhafter werden müssen". Macron habe die Idee von strategischer Autonomie konsequent und mit Weitsicht vorangetrieben. Er sei stolz, dem französischen Staatspräsidenten den Preis des Westfälischen Friedens überreichen zu dürfen.

"Deine Liebe, deine Leidenschaft gilt diesem vereinten Europa. Damit Europa stark ist, deshalb handelst Du." Bundespräsident Frank Walter Steinmeier

WDR Reporterin Heike Zafar nach der Verleihung

WDR Studios NRW 28.05.2024 02:56 Min. Verfügbar bis 28.05.2026 WDR Online


"Frieden bedeutet auch, Risiko einzugehen"

Macron freute sich über die Auszeichnung. "Einen Friedenspreis in einer Zeit des Krieges verliehen zu kommen, erschien mir wie ein Paradox", sagte Macron in seiner Dankesrede. "Frieden bedeutet auch, Risiko einzugehen", fügte er hinzu und bekräftigte seinen Aufruf zu einer stärkeren gemeinsamen europäischen Verteidigung.

"Wenn wir jetzt nationalistisch vorgehen, wird die Ukraine verlieren und wir werden über viele Jahre keinen Frieden in Europa haben." Französischer Staatspräsident Emmanuel Macron

Macron erinnerte daran, dass Deutschland viele Jahre nicht über Verteidigung nachdenken wollte. "Dieser Krieg hat uns wachgerüttelt", sagte der Präsident. "Wir müssen eine europäische Verteidigung aufbauen." Zum Schluss seiner Rede rief Macron den Gästen im Rathaus zu: "Es lebe Europa!"

Ursula von der Leyen eröffnete die Veranstaltung

In ihrer Eröffnungsrede hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die Bedeutung des Westfälischen Friedens betont: Dieser Friede sei bis heute ein tragendes Fundament des internationalen Friedens. Deshalb sei der gestiftete Preis so bedeutend.

Putin habe den Krieg nach Europa zurückgebracht. „Wenn sein imperialistischer Krieg Erfolg hätte, wäre ganz Europa existenziell bedroht“, warnte Von der Leyen. Und auch sie betonte, wie wichtig ein starkes und wehrhaftes Europa ist.

„Wir haben in den letzten Jahren bewiesen, dass wir – wenn wir zusammenhalten – Berge versetzen können.“ EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen

Die Preisverleihung des Westfälischen Friedens in Münster

340 Gäste wurden zur Verleihung am Dienstag in den Festsaal des Rathauses in Münster eingeladen.

Die Präsidenten und ihre Ehefrauen steigen die Gangway hinunter

Frank-Walter Steinmeier und Emmanuel Macron landeten gemeinsam.

Frank-Walter Steinmeier und Emmanuel Macron landeten gemeinsam.

Eine Polizeieskorte begleitete sie nach Münster.

Ankunft vor dem Historischen Rathaus in Münster.

Unter den Gästen waren auch Ursula von der Leyen und Hendrik Wüst.

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe begrüßte Macron vor dem Rathaus.

Emmanuel Macron während der Laudatio von Frank-Walter Steinmeier.

Frank-Walter Steinmeier gratuliert Macron zum Preis des Westfälischen Friedens.

Macron und Steinmeier zeigten sich auf dem Rathausbalkon.

Deutsches-Polnisches Jugendwerk ebenfalls ausgezeichnet

Der Internationale Preis des Westfälischen Friedens wird alle zwei Jahre von der Wirtschaftlichen Gesellschaft für Westfalen und Lippe (WWL) für Verdienste um die europäische Integration vergeben. Er ist mit 100.000 Euro dotiert. Die Hälfte des Preisgeldes geht an das ebenfalls ausgezeichnete Deutsch-Polnische Jugendwerk. Macron kündigte an, sein Preisgeld dem Deutsch-Französischen Jugendwerk zur Verfügung zu stellen.

Public Viewing für die Bevölkerung

Die Preisträger auf dem Balkon des Rathauses, auch dabei sind Ursula von der Leyen, Brigitte Macron, Frank Walter Steinmeier, Elke Büdenbender, Hendrik Wüst und Markus Lewe.

Macron und Steinmeier zeigten sich auf dem Rathausbalkon.

Zum Abschluss der Preisverleihung traten die Präsidenten Macron und Steinmeier in Begleitung ihrer Ehefrauen auf den Balkon des Rathauses. Hunderte Menschen verfolgten das Spektakel draußen beim Public Viewing. Friedensaktivisten hatten zu Demonstrationen unter anderem gegen die Ukraine-Politik Frankreichs aufgerufen. Daran beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 100 Menschen.

Nach dem Festakt im Rathaus fuhren Macron und Steinmeier in ein Nobelhotel am Stadtrand von Münster, um dort im engsten Kreis Mittag zu essen.

Internationaler Preis des Westfälischen Friedens

WDR 28.05.2024 02:44:27 Std. Verfügbar bis 28.05.2025 WDR

Preis des Westfälischen Friedens: Die bisherigen Preisträger

In der Regel verleiht die Wirtschaftliche Gesellschaft den Internationalen Preis des Westfälischen Friedens alle zwei Jahre und zeichnet damit besonderes Engagement für nachhaltigen Frieden und internationale Verständigung aus. 

Tschechiens Präsident Vaclav Havel gibt am 02.02.2002 in Prag eine Pressekonferenz

Der erste Preisträger: der Schriftsteller und ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Gemeinsam mit der Jugendorganisation Gesto por la Paz erhielt er 1998 den Preis des Westfälischen Friedens.

Der erste Preisträger: der Schriftsteller und ehemalige tschechische Staatspräsident Vaclav Havel. Gemeinsam mit der Jugendorganisation Gesto por la Paz erhielt er 1998 den Preis des Westfälischen Friedens.

2000 war Preisträger der Altbundeskanzler Helmut Kohl, zusammen mit dem Ekola-Gymasium aus Breslau und dem Conrad-von-Soest-Gymnasium aus Soest.

Die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag, Carla del Ponte. Sie und die Jugendorganisation "Schüler helfen Leben" haben den Preis 2002 bekommen.

Im Jahr 2004 wurde der Dirigent Kurt Masur ausgezeichnet.

In selben Jahr erhielten die Sternsinger für ihr Engagement den Preis für die Jugendorganisation.

Der ehemalige Staatspräsident Frankreichs, Valéry Giscard d'Estaing, erhielt 2006 den Preis. Außerdem wurden die Jugendlichen der von Bodelschwinghschen Anstalten aus Bielefeld-Bethel für ihre Arbeit geehrt.

Er war Generalsekretär der Vereinten Nationen: Kofi Annan. Für seine Leistung wurde ihm 2008 der Friedenspreis überreicht. Den Jugendpreis bekam das Libanon-Projekt der Gemeinschaft Junger Malteser.

2010 ging der Preis des Westfälischen Friedens an den Dirigenten Daniel Barenboim.

Zusammen mit ihm wurde sein Orchester, das West Eastern Divan Orchestra, ausgezeichnet. In dem Orchester spielen junge Musiker aus Israel und Palästina gemeinsam.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt wurde im Jahr 2012 für seine Arbeit ausgezeichnet. Preisträger bei den Jugendorganisationen war "Children for a better world".

2014 wurde zum ersten Mal keine Einzelperson ausgezeichnet, sondern die Besatzung der International Space Station, kurz ISS.

Für die ISS kam unter anderem stellvertretend der ehemalige Astronaut Thomas Reiter.

Den Preis erhielt außerdem die Jugendarbeit der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Präsident Markus Meckel hielt die Laudatio.

Der jordanische König Abdullah II ibn Al Hussein hat 2016 den Preis für seine Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten erhalten.

Er teilte sich den Preis mit den Jugendlichen der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste".

Mit den baltischen Staaten wurden 2018 erstmals Länder und nicht politische Persönlichkeiten ausgezeichnet: Die Präsidentinnen von Litauen und Estland, Dalia Grybauskaitė und Kersti Kaljulaid, sowie der lettische Präsident Raimonds Vējonis nahmen die Auszeichnung entgegen.

Die andere Hälfte des Preises ging 2018 an die internationale Bewegung der Pfadfinder.

Der Preis des Westfälischen Friedens ging 2020 an den früheren Ministerpräsidenten von Griechenland, Alexis Tsipras, und den damaligen Ministerpräsidenten von Nordmazedonien Zoran Zaev. Bei der Verleihungszeremonie im August 2021 wurde ihre Beilegung des Mazedonienstreites gewürdigt.

Als Jugendorganisation wurde die Baumpflanz-Initiative "Plant-for-the-Planet" ausgezeichnet. Gründer Felix Finkenbeiner und Mitstreiterin Jana Reiter nahmen den Preis entgegen.

Europäisches Zeichen Richtung Ost und West: Der französische Präsident Emmanuel Macron erhält den Preis des Westfälischen Friedens 2023, die Verleihung findet 2024 statt. Den Jugendpreis erhält das Deutsch-Polnische Jugendwerk, das sich für die Vermittlung der europäischen Freundschaft beider Länder einsetzt und sich für ukrainische Jugendliche und Familien engagiert.

Quelle:

  • Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen-Lippe (WWL)
  • WDR-Reporterin vor Ort