Minden: Keine Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung

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Minden: Keine Probleme bei der Flüchtlingsunterbringung

Stand: 24.08.2023, 19:21 Uhr

Die Unterbringung von Flüchtlingen stößt an Grenzen, beklagen viele Kommunen. Notunterkünfte wie Container, Turnhallen oder Heime seien voll. Im ostwestfälischen Minden ist das weniger der Fall. Geflüchtete kommen dort sogar in Wohnungen unter, was viel billiger ist.

Von Uwe Pollmann

März 2022. In Minden kommen wie überall Flüchtlinge aus der Ukraine an. In kürzester Zeit müssen Unterkünfte her. Viele Mindener bringen die Menschen in freien Wohnungen unter. Dazu gehören auch Detlef und Andrea Balsa: "Weil wir es konnten, weil wir es wollten und eine freie Wohnung hatten, und es notwendig war." Kauffrau Andrea Balsa, deren Eltern aus Spanien kommen, war bewusst, wie schwer es ist, hier ohne Sprachkenntnisse anzukommen: "Aber in erster Linie sind wir ein hilfsbereites Ehepaar."

Weserstadt setzt seit Jahren auf Unterbringung in Wohnungen

Auf diese Bereitschaft setzt auch die Weserstadt seit vielen Jahren. Man müsse die Menschen nicht in großen Unterkünften unterbringen, sagt der Sozialdezernent Peter Kienzle: "Wir haben uns frühzeitig in Minden auf den Weg gemacht, für die Unterbringungen Wohnungen anzumieten. Und haben auch Kapazitäten jetzt noch Flüchtlinge unterzubringen. Insofern gibt es keinen Anlass zur Klage für uns."

Es gebe genug Angebote von Hausbesitzern. Gleichzeitig werbe man aber auch immer wieder um Wohnraum. Das sei für Flüchtlinge der erste Schritt zur Integration, so Kienzle: "Die Leute kümmern sich in der Wohnung um ihr eigenes Essen, die kümmern sich um die Wäsche; die haben einen abgeschlossenen privaten Lebensraum, wie wir alle es auch möchten."

Privatunterkünfte sind für die Stadt billiger

Die 84.000-Einwohner-Stadt an der Weser hat zwar bei der Aufnahme von Geflüchteten eine "Erfüllungsquote" von über 130 Prozent – so hoch wie in wenigen Kommunen. Aber die derzeit über 800 noch nicht anerkannten Flüchtlinge leben alle in Wohnungen.

Das sei sogar billiger als große Unterkünfte, sagt der Sozialdezernent: "Wir brauchen keinen Sicherheitsdienst, kein Catering, keine Reinigung, was ansonsten in Gemeinschaftsunterkünften notwendig ist." Und auch Container brauche man nicht, deren Preise in die Höhe schießen würden.

Kirchenkreis Minden lobt es: "Großartig"

Die Wohnungen sind natürlich einfach und eher nicht in gehobenen Stadtvierteln. Aber sie sind auch nicht alle konzentriert an einer Stelle, sagt Ruth Georgowitsch, die mit einem Team die Unterkünfte besorgt: "Es ist nicht so, dass die Wohnungen, die wir haben, sich komplett in fünf Wohnblocks befinden. Und gerade durch diese Verteilung, durch die Mischung mit uns allen haben wir auch gerade die gute Integration der Geflüchteten."

Für Oliver Roth von der Flüchtlingsberatung des Kirchenkreises Minden ist das "großartig" und fördere die "Willkommenskultur". Die Geflüchteten seien nicht in einer Sammelunterkunft sondern hätten "ihre Privatsphäre". Außerdem hätte die Stadt in den Wohnvierteln auch Anlaufstellen wie ein Quartiersmanagement.  

Auch Hauseigentümerin Andrea Balsa, die 2022 eine mehrköpfige Familie aus der Ukraine untergebracht hat, lobt die Stadt. Wichtig sei für die Geflüchteten vor allem: "Sie brauchen Rückzugsmöglichkeiten für ihren Schmerz."