Reporter Stefan Leiwen aus Borgentreich zum WDR5-Stadtgespräch zur Windenergie
Lokalzeit OWL. 28.09.2023. Verfügbar bis 28.09.2025. WDR.
WDR 5 Stadtgespräch: Weiterer Windkraftausbau – Bewegung oder Stillstand?
Stand: 02.10.2023, 09:46 Uhr
Die Menschen im Kreis Höxter stehen dem Ausbau der Windkraft skeptisch gegenüber. Sie wollen bei Entscheidungen gefragt und an Gewinnen beteiligt werden. Das ergab das WDR 5-Stadtgespräch in Borgentreich.
Weil unerwartet viele Teilnehmer zum WDR 5-Stadtgespräch gekommen waren, zog das Stadtgespräch kurzfristig von einer Gaststätte ins Kino um. Die 100 Menschen im Publikum diskutieren sehr differenziert.
Zuschauer antwortet auf Frage der Moderatorin
"Wir befürchten eine Verspargelung unserer Landschaft", "Auch unsere Lebenswelt muss geschützt werden", "Ich möchte, dass die Stadt und wir alle daran mitverdienen", waren einige der Aussagen beim Stadtgespräch.
Grüne für erneuerbare Energien
Mit auf dem Podium saß Wibke Brehms vom Bündnis 90 / Die Grünen. Die Energieexpertin ist für den Ausbau von Windkraft.
Neue Regelungen für Windräder
Das Energiebedarfsgesetz schreibt den Ausbau der Windkraft vor. Um diesen zu beschleunigen, hat die NRW Landesregierung die 1.000 Meter Abstandsregel zwischen Windrädern und Wohnhäusern abgeschafft. Beim Neubau gilt jetzt der Emissionsschutz.
Die Anlagen dürfen keinen Schatten werfen und nachts nicht lauter als etwa 40 Dezibel sein. Je nachdem, ob zwischen neuem Windrad und Wohnung Bäume oder Wälle liegen, die den Schall dämmen können, schätzen Experten die neuen Abstände auf etwa 500 Meter.
Bis zu 100 Windräder um Borgentreich möglich
Publikum beim Stadtgespräch
Niklas Raffalski vom Landesamt für Umwelt und Naturschutz, hat eine Flächenanalyse durchgeführt. Ergebnis: Im Kreis Höxter gibt es viel Fläche und nur wenige Einwohner. Damit eignet sich die Region als Standort für Windenergie. Landesweit kommen rund 85 Prozent der Fläche für mögliche neue Standorte wegen zu vieler Menschen nicht in Frage.
Borgentreichs Bürgermeister Nicolas Aisch befürchtet, dass die Windräder wie Pilze aus dem Boden schießen. Nach ersten Berechnungen könnten um die 9.000 Einwohner große Stadt bis zu 100 neue Anlagen entstehen. Er betont, dass Borgentreich durch Windkraft, Photovoltaik und Biomasse bereits drei mal mehr Energie produziere, als er verbrauche.
Bürger und Bürgerinnen könnten beteiligt werden
Jan Lackmann ist Windkraftprojektierer. Er sucht nach möglichen Standorten für neue Windräder und verhandelt mit den Grundstückseigentümern. Seine Firma bietet genossenschaftliche Beteiligungen an. Das würde Akzeptanz schaffen, weil die Einwohner dann an den Gewinnen beteiligt sind.
Für den Kreis Höxter wird es ab dem kommenden Jahr politisch spannend. Denn ab 2024 wird erstmals die Regionalversammlung der Bezirksregierung Detmold entscheiden. Sie erstellt den Regionalplan mit den möglichen neuen Standorten für Windkraftanlagen. Bisher konnten die Kommunen selbst entscheiden.