Crashtest in Münster: Neue Studie zu Falschfahrern

Lokalzeit Münsterland 23.08.2023 03:13 Min. Verfügbar bis 23.08.2025 WDR Von Andrea Walter

Neue Studie: Falschfahrer auf Autobahnen oft mit Absicht unterwegs

Stand: 23.08.2023, 20:00 Uhr

Unfallforscher der Versicherungen in Deutschland haben untersucht, aus welchen Gründen Falschfahrer auf Autobahnen unterwegs sind. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse in Münster vorgestellt.

Von Ann-Christin Voßkühler

Mehr als 40 Prozent der Unfälle durch Falschfahrten auf den Autobahnen werde von Menschen verursacht, die älter als 75 Jahre sind. Bei 224 auswertbaren Unfällen in mehr als zehn Jahren wurden 99 Menschen getötet, 207 schwer und 210 leicht verletzt. 

Die Ergebnisse sind erschreckend und zeigen, dass wir bisher unserer Hoffnungen auf Maßnahmen gesetzt haben, die nur begrenzt Wirkung entfalten. Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung

In mehr als der Hälfte der Fälle sei falsches Auffahren auf Autobahnen der Grund für die Falschfahrten. Schilder oder ähnliche Dinge wirken lauf Brockmann nur eingeschränkt, weil die bewussten Falschfahren damit nicht verhindert würden.

Hoher Anteil bewusster Falschfahrten

In vielen Fällen wurde die Falschfahrt bewusst begonnen, dabei wurde in rund einem Drittel der Fälle im fließenden Verkehr gewendet. 

"Wenden im fließenden Verkehr ist ein bewusstes Manöver. Diese Menschen wollen oftmals zurück zur letzten Ausfahrt. Die wissen was sie tun und das, finde ich, ist eine verstörende Erkenntnis", so Brockmann.

Alkohol am Steuer ebenfalls Ursache

In einem Crashtest wurde simuliert, was passiert, wenn zwei Pkw frontal kollidieren

In einem Crashtest wurde simuliert, was passiert, wenn zwei Pkw frontal mit jeweils 100 km/h kollidieren

Während bei Senioren die Verwirrtheit eine Rolle spielt, waren bei jungen Menschen eine suizidale Absicht und eine Flucht vor der Polizei häufig ein Grund.
Alkohol spielt mit knapp einem Fünftel der Fälle ebenfalls eine Rolle, zumindest als Begleitumstand und beinahe ausschließlich bei Personen unter 65 Jahren.

Schnellere Warnung in Zukunft wichtig

Aktuell gibt es die Warnung vor Falschfahrern über das Radio. Die kommt aber oft zu spät, sagt Siegfried Böckmann. Die meisten Falschfahrer legen eine Strecke von zwei Kilometer zurück und merken dann entweder, dass sie falsch fahren oder es ist bereits zu einem Unfall gekommen. Die Rundfunkwarnung erfolgt oft viel zu spät.

Eine schnellere Erfassung der Falschfahrer über eine App könnte sich Böckmann vorstellen. Da Falschfahrer in den meisten Fällen auf der linken Spur unterwegs sind, rät er außerdem dazu, rechts zu fahren und nicht zu überholen, falls ein Falschfahrer auf der Autobahn unterwegs ist.