Einzigartiger Fund: Römisches Miniatur-Schloss aus Gold

Lokalzeit Münsterland 28.01.2025 03:13 Min. Verfügbar bis 28.01.2027 WDR Von Ann-Christian Voßkühler

Sondengänger entdeckt winziges Goldschloss aus der Römerzeit

Stand: 28.01.2025, 20:27 Uhr

In Münster zeigen Archäologen des Landschaftsverbandes ein winziges Dosenschloss aus der Römerzeit. Ein einzigartiger Fund, wie es heißt.

Ein Sondengänger hatte das römische Miniatur-Dosenschloss auf einem Feld im ostwestfälischen Petershagen entdeckt. Der Fund gilt bei Archäologen als Sensation. Heute wurde er erstmals präsentiert.

Metalldetektor schlägt an

Ein Mann läuft mit einer Sonde über ein Feld.

Sondengänger Constantin Fried in Petershagen

Diesen Moment wird Ulrich Lehmann nicht so schnell vergessen, als ihm vor zwei Jahren der lizensierte Sondengänger Constantin Fried seinen Fund meldete: ein aus Gold und Eisen filigran gearbeitetes Dosenschloss hatte dieser aus der Erde eines Ackers bei Petershagen gezogen.

"So ein Fund kommt im Jahrzehnt vielleicht einmal vor, wenn überhaupt. Also wirklich ein wahnsinnig toller archäologischer Fund". Lehmann ist beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe zuständig für alle Sondengeher und Magnetangler in Westfalen. Das dürfen im Moment rund 500 - aber nur mit einer besonderen Genehmigung.

Einzigartiger Fund in Europa

Das etwa ein Zentimeter kleine Miniaturschloss stammt aus dem 3. oder 4. Jahrhundert n.Chr. Das haben Archäologen des LWL herausgefunden. "Datieren kann man es durch die zylindrische Form, dann natürlich auch durch die Verzierung", erklärt LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger, selbst von Haus aus Archäologin. Das Schloß ist einzigartig in Europa, es gibt keinen vergleichbaren Fund. "Der wissenschaftliche Wert ist enorm. Leider kennen wir den Fundzusammenhang nicht, sonst könnten wir noch mehr dazu sagen."

Das gute Stück hat im Römischen Reich vermutlich als Schloss für eine Schmuckschatulle oder eine Truhe gedient. Wie und durch wen es nach Ostwestfalen-Lippe gekommen ist, darüber kann nur spekuliert werden. Vielleicht war es Handels- oder Raubgut, vielleicht ein Geschenk für einen Militärangehörigen nach seinem Ausscheiden aus dem römischen Militärdienst.

Archäologen untersuchten das Schloss auf seine Funktion

Auf einer Hand mit weißem Handschuh liegt das Schloss, darunter eine größere Nachbildung.

Auf einer Hand mit weißem Handschuh liegt das Schloss, darunter eine größere Nachbildung.

Ob das Schloss trotz seiner geringen Größe überhaupt einen funktionstüchtigen Mechanismus hatte, wollten die Archäologen wissen. Und benutzten dafür eine ungewöhnliche Methode: Sie ließen das Schloss mit Neutronen beschießen, in einer Computertomografie-Anlage in der Schweiz.

Das Ergebnis: Die Mechanik war vollständig erhalten, aber trotzdem nicht funktionstüchtig. Vermutlich hatte sich schon jemand daran zu schaffen gemacht und im Schloss "herumgestochert".

Was nun mit dem goldenen Miniatur-Dosenschloss passiert, ist noch offen. "Es wird weiter ausgewertet und begutachtet werden. Und dann ins Museum kommen", so Barbara Rüschoff-Parzinger. Darauf können sich die Besucher schon mal freuen.  

Unsere Quellen

  • Landschaftsverband Westfalen-Lippe
  • WDR-Recherche