"Das wäre der Supergau" - Landwirtin befürchtet Ausbruch der Schweinepest

Stand: 23.08.2024, 18:36 Uhr

Der Nachweis der Afrikanischen Schweinepest zuletzt in Baden-Württemberg besorgt auch Landwirte in NRW. Viele bereiten sich schon jetzt auf einen möglichen Ausbruch vor.

Von Lisa Wissing

Ausziehen, Hände waschen, Schutzkleidung anziehen. "Jetzt sind wir nach dem Schwarz-Weiß-Prinzip im weißen Bereich", erklärt Heike Wattendrup-Nordhoff am Eingangsbereich ihres Schweinestalls in Gimbte. Ein Raum der durch eine Holzbank kurz nach der Tür getrennt wird. Sie steht hinter der Bank. An der rechten Seite hängen Overalls.

Auf der linken Seite stehen Gummihandschuhe und Desinfektionsmittel am Rand eines Metallwaschbeckens bereit. Der letzte Schritt der Hygieneroutine führt mit Gummistiefeln durch ein Becken mit Desinfektionsmittel. Dann geht es durch einen komplett leeren ersten Stall zu ihren Schweinen in den zweiten Stall.

Vorkehrungen konsequent einhalten

Diesen Ablauf durchgeht die Landwirtin aus Gimbte jeden Tag. "Zur Sicherheit", sagt sie und schaut besorgt um sich. Das alles, weil die Afrikanische Schweinepest (ASP) wieder näher rückt.

Zuletzt in Hessen und Baden-Württemberg. Hier wurde das Virus bei Wildschweinen nachgewiesen. Die Virusinfektion ist nicht nur hochansteckend, sie verläuft bei Schweinen fast immer tödlich. Auch in Südwestfalen bereiten sich die zuständigen Stellen auf einen möglichen Ausbruch vor.

Wir überprüfen uns ständig selbst, ob wir die Vorkehrungen auch konsequent genug einhalten. Heike Wattendrup-Nordhoff, Landwirtin aus Gimbte

Im Kreis Soest sollen Spaziergänger und Jäger im Wald gestorbene Wildschweine melden, damit sie auf das Virus getestet werden können.

Für Menschen ungefährlich

Die Tiere stecken sich durch direkten Kontakt – Rüssel zu Rüssel – oder über Körpersekrete an. Bei einer Infektion kommt es zunächst zu grippeähnlichen Symptomen, bis schließlich die Organe der Tiere versagen.

Laut Daniel Eschmann vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband überlebe das Virus sehr lang auf Oberflächen aller Art. Somit kann auch ein vermeintlich harmloses Salamibrot, dass am Rastplatz liegen gelassen wurde, gefährlich werden.

"Wenn die Wurst das Virus enthält ist das für uns Menschen völlig unbedenklich. Aber frisst ein Wildschwein so ein liegengelassenes Wurstbrot, kann es sich dadurch anstecken", sagt Heike Wattendrup-Nordhoff mit besorgtem Blick. Ihre Ställe liegen in der Nähe einer Autobahn Raststätte.

Regelmäßig würden Reisende hier Essensreste liegen lassen, erzählt sie verärgert und deutet Richtung Autobahn. Mit ständigen Kontrollgängen will die Landwirtin das Risiko einer Infektion der Wildschweine und vor allem ihrer Schweine mindern.

Landwirte verschärfen Maßnahmen

Denn diese hätte schwerwiegende Folgen. "Wir müssten den ganzen Bestand keulen", sagt sie mit einer Sorgenfalte auf der Stirn. Bedeutet: Alle Schweine müssten getötet werden. Die Schweinebäuerin vergräbt ihre Hände in den Hosentaschen.

Das wäre der Supergau! Heike Wattendrup-Nordhoff, Landwirtin aus Gimbte

Mit dem Blick in Richtung Zukunft fühlt sie sich machtlos. Trotz Versicherungen. Für sie ist klar, dass die Afrikanische Schweinepest durch NRW ziehen wird. "Es stellt sich jetzt die Frage, wann und wie gut sind wir dann darauf eingestellt?"

Um so schnell wie möglich reagieren zu können, schult sie ihr Personal und überprüft regelmäßig die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Sodass der schwarze Bereich vor der Bank ihres Stalles bald wieder sicher wird.

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