Bücher in einem Regal.

Mögliche Arsenbelastung: Unis sperren und prüfen tausende Bücher

Stand: 07.03.2024, 17:02 Uhr

Nach der Uni Bielefeld sperren auch die Universitätsbibliotheken Siegen und Düsseldorf zigtausende Bücher. Grund ist eine mögliche Arsenbelastung von Büchern aus dem 19. Jahrhundert.

Laut der Uni Siegen ist die Gefahr für die Studierenden und Mitarbeitenden relativ gering. Zum einen steht ein Großteil der Bände bereits in einem nicht-öffentlichen Bereich, zum anderen ist nur ein Bruchteil der 12.000 gesperrten Bücher vermutlich betroffen.

Arsen giftig und krebserregend

Die Bücher werden nun nach und nach überprüft. Gefährlich könnte es werden, wenn man beim Umblättern die Finger befeuchtet, arsenbelasteter Staub eingeatmet wird oder in die Augen gerät. Arsen ist giftig und krebserregend und wurde früher als grüner Farbstoff eingesetzt.

60.000 Bücher und Zeitschriften in Bielefeld betroffen

Auch die Uni Bielefeld hatte Bücher gesperrt, die nun überprüft werden. "Bei der Produktion von Büchern und Zeitschriften des 19. Jahrhunderts sind mitunter Arsenverbindungen zum Einsatz gekommen. Wir müssen davon ausgehen, dass möglicherweise auch die Universitätsbibliothek Bielefeld (UB) davon betroffen ist", so beginnt die Mail, die das Rektorat der Uni Bielefeld an ihre Studierenden sowie Nutzer der Unibibliothek geschickt hat.

Da Arsen giftig und krebserregend ist, hat die Uni vorsorglich entschieden, alle 60.000 Bücher und Zeitschriften aus dieser Zeit für die Ausleihe zu sperren. Sie sollen nun aus dem Bestand "sukzessive entfernt, zunächst eingelagert und zu einem späteren Zeitpunkt überprüft" werden. Unbedenkliche Bücher sollen dann zurück in den Bestand gehen.

Annahme: Weniger als zehn Prozent betroffen

Das Rektorat geht davon aus, dass weniger als zehn Prozent der Bücher betroffen sein könnten. Arsen kann in grünen Farbstoffen vorkommen. Bücher mit grünen Einbänden, Buchschnitten oder Vorsatzblättern gelten daher grundsätzlich als verdächtig.

Uni Bielefeld: 60.000 Bücher wegen möglicher Arsenbelastung gesp

WDR Studios NRW 27.02.2024 01:12 Min. Verfügbar bis 26.02.2026 WDR Online


Erst seit kurzem liegen dazu wissenschaftliche Erkenntnisse vor, so die Uni Bielefeld. "Zu einer möglichen Gefährdung kann es kommen, wenn die Bände mit Grünschnitt angefasst und zum Umblättern der Seiten die Finger mit der Zunge angefeuchtet werden, der Staub möglicherweise Arsen enthält und eingeatmet wird oder durch das Anfassen der Bände Arsen in die Augen gerät." Solange die Bücher im Regal stehen, sollen sie unbedenklich sein.

Eine gesetzliche Regelung oder Handlungsempfehlung fehle derzeit noch für den Umgang mit der Arsengefährdung. Die Universität Bielefeld steht im Austausch mit anderen Bibliotheken.

Heinrich-Heine-Uni schließt Bibliothek Ende März

Auch die Heinirch-Heine-Universität (HHU) in Düsseldorf wird die Bücher, die möglicherweise belastet sind, erst mal aussortieren. Vom 18. bis zum 24. März 2024 werde die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) geschlossen und alle entsprechenden Bücher aus den freizugänglichen Bereichen entfernt.

"Wir werden die 15.000 Bände des 19. Jahrhunderts im Freihandbereich schnellst möglich sichten, potentiell belastete Bestände entfernen und diese für die nachfolgende Testung zunächst einlagern", sagt die Direktorin der ULB. Sie rechnet mit einer niedrigen vierstelligen Zahl an belasteten Büchern.

Unibibliothek Münster entspannt

Die Universität Münster ist eher entspannt. Ihre Bibliothek hat auch Bücher aus dem 19. Jahrhundert, um 300.000 Bände geht es insgesamt. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich darunter mit Arsen belastete Bücher befinden sei gering, so die Bibliothek der Uni. Ein Großteil der Bücher sei am Ende des zweiten Weltkrieges verbrannt. Grundsätzlich sollen die Bücher hier nicht gesperrt werden. Vorsorglich will die Bibliothek bei einer Ausleihe auf mögliche Gefahren hinweisen.

Problem ist Bibliotheken bekannt

Das Problem mit Arsenbelastung sei bereits seit längerem auch in anderen Bibliotheken bekannt, teilte der Deutsche Bibliotheksverband am Dienstag mit.

In einem Modellprojekt an der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn sei zum Beispiel 2020/2021 untersucht worden, wie mit Arsen belastete Bände erkannt und wieder nutzbar gemacht werden können, sagte eine Sprecherin. Die Überprüfung in Bielefeld sei kein Einzelfall. 

Unis im Ruhrgebiet und Rheinland prüfen ebenfalls Bücher

Die Universität Duisburg-Essen kontrolliert ebenfalls Bücher auf eine mögliche Arsen-Belastung. Dort könnten bis zu 18.000 Bücher betroffen sein. Der Großteil davon ist in den Archiven der Uni, nur ein kleiner Teil in der Ausleihe. Auch die Uni Bochum plant Untersuchungen.

Auch in den Beständen der Universitäten in Köln und Bonn könnten Schätzungen zufolge 150 bis 200 Bücher betroffen sein. Diese werden entweder aussortiert oder dürfen nur unter strengen Sicherheitsauflagen eingesehen werden.

Unsere Quellen:

  • Rektorat der Universität Bielefeld
  • Universität Duisburg Essen
  • Universität Düsseldorf
  • Universität Siegen
  • Heinrich-Heine-Universität
  • dpa

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