Sexualisierte Gewalt: Anonyme Spurensicherung im Klinikum in Ahlen
03:12 Min.. Verfügbar bis 26.11.2026.
Sexualisierte Gewalt: Anonyme Spurensicherung im Klinikum in Ahlen
Stand: 26.11.2024, 15:04 Uhr
Opfer von sexualisierter Gewalt können im Kreis Warendorf jetzt anonym Spuren der Tat sichern lassen - ohne vorher zur Polizei zu gehen.
Im St. Franziskus-Hospital in Ahlen im Kreis Warendorf können Opfer von sexueller Gewalt ab sofort Spuren der Tat sichern lassen - anonym und anzeigenunabhängig. Laut Klinik wurde das Personal darauf geschult, das Sichern von Fotos und DNA-Spuren so wenig belastend für die Betroffenen wie möglich zu machen. So können sich Betroffene auch noch zehn Jahre später für eine Anzeige entscheiden.
Scham und Angst der Betroffenen
Opfer sexualisierter Gewalt sind direkt nach der Tat oft nicht in der Lage oder trauen sich nicht Anzeige zu erstatten, sagt die Leiterin der Frauenberatungsstelle Beckum, Gabriele van Stephaudt.
Aus Beratungsgesprächen weiß sie: Viele Opfer brauchen Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Deshalb begrüßt sie die Möglichkeit, Verletzungen anonym untersuchen und dokumentieren zu lassen. Das Franziskus-Hospital in Ahlen weist darauf hin, dass bei der "Anonymen Spurensicherung" (ASS) die Betroffenen schon ihren Namen im Krankenhaus angeben müssen - dieser würde allerdings nicht in Verbindung mit den Untersuchungsergebnissen gebracht werden.
Bis zu zehn Jahre später Anzeige erstatten
Das Sichern der Beweise ist wichtig. Entscheidet sich ein Opfer später zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten, dann reicht allein die mündliche Aussage nicht aus, um Anklage zu erheben. Mit der ASS liegen die Untersuchungsergebnisse noch bis zu zehn Jahre nach der Tat vor. So lange werden die Untersuchungsergebnisse im St. Franziskus-Hospital gespeichert und eingelagert.
Laut Schätzungen von Fachstudien wird nur einer von zehn Fällen sexualisierter Gewalt zur Anzeige gebracht. Neun von zehn Taten bleiben also ungesühnt und undokumentiert.
In Nordrhein-Westfalen gibt es mehr als 30 vom Land geförderte, regionale Netzwerke zur Anonymen Spurensicherung. Darin engagieren sich Frauenberatungsstellen, Opferschutzeinrichtungen, rechtsmedizinische Institute, Kliniken und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte.
Unsere Quellen:
- Gleichstellungsbeauftragte Kreis Warendorf
- Frauenberatungsstelle Beckum
- St. Franziskus-Hospital Ahlen