Geflüchtete Frauen aus Afghanistan bangen um Angehörige in der Heimat
Stand: 08.12.2022, 17:59 Uhr
Zwei Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan, Mutter und Tochter, konnten vor den Taliban fliehen. Inzwischen leben sie im Kreis Gütersloh. Eine ältere Tochter ist noch im Heimatland und schwebt offenbar in Lebensgefahr.
Von Arndt Möller
Wir treffen Aziza und Zahra beim Arbeitskreis Asyl in Bielefeld, nicht in ihrer Wohnung in Borgholzhausen. Sie wollen Aufsehen vermeiden und nicht erkannt werden. Es sind auch nicht ihre richtigen Namen. Die Angst vor den Taliban ist immer noch groß.
Zahras ältere Schwester hat in Afghanistan für das Frauenministerium gearbeitet, ihr Mann war früher Offizier bei der Armee. Beide sind inzwischen untergetaucht.
Kaum Kontakt möglich
"Telefonischen Kontakt haben wir nicht", erzählt Mutter Aziza. "Sie kontaktiert uns manchmal per WhatsApp, wir können sie gar nicht erreichen."
Nach der Machtergreifung der Taliban im Sommer 2021 wurde es für viele Menschen in Afghanistan brisant. Dazu zählen Journalistinnen und Journalisten, bisherige Mitarbeitende von Justiz, Polizei und Politik, oder eben Frauenrechtlerinnen. "Wir haben von Gewalt betroffene Frauen unterstützt", sagt Aziza. "Vier von ihnen sollen inzwischen ermordet worden sein." Ein Schicksal, das auch ihrer Tochter in Afghanistan droht.
Bundesregierung verspricht Hilfe, Arbeitskreis Asyl ist enttäuscht
Immerhin: Die Bundesregierung hat versprochen, 1000 Menschen pro Monat in Deutschland aufzunehmen. Rund 70 Namen bedrohter Menschen hat allein der Arbeitskreis Asyl aus Bielefeld den Behörden genannt, sagt Mitarbeiter Tobias Reher. Aber:
Der Arbeitskreis Asyl hat viele Namen zusätzlich an die Bielefelder Bundestagsabgeordnete Britta Haßelmann weitergeleitet. Sie ist Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen. Bis Oktober 2022 seien nur Einzelfälle geprüft worden, sagt die Politikerin. Jetzt sei Besserung in Sicht, denn es gebe ein Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan. Jedoch:
Zwischen Hoffnung und Skepsis
Aziza sagt, sie habe jetzt ein bisschen Hoffnung. Tobias Reher vom Arbeitskreis Asyl ist da skeptischer. Das Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan sei intransparent, kritisiert er. Er wisse nicht einmal, ob die Namen, die er den deutschen Behörden bisher gemeldet habe, im neuen Programm auftauchen. Das gelte auch für Zahras und Azizas Verwandte.
Über dieses Thema berichten wir am 08. Dezember 2022 im WDR Fernsehen: Lokalzeit OWL, 19:30 Uhr