Ex-Minister und Manager Werner Müller gestorben

Werner Müller ist tot

Stand: 16.07.2019, 15:04 Uhr

  • Ex-Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gestorben
  • Im Ruhrgebiet prägte er als Manager die Energiebranche
  • Müller galt als Architekt des Atomausstiegs
  • Gestalter des sozialverträglichen Endes der Steinkohleförderung

Von Martin Teigeler

Im Alter von 73 Jahren ist der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gestorben. Das bestätigte der Chemiekonzern Evonik am Dienstag (16.07.2019) dem WDR.

Der gebürtige Essener war von 1998 bis 2002 Mitglied im rot-grünen Kabinett des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). Vor und nach seiner Zeit in der Politik war Müller Industriemanager im Ruhrgebiet.

Nachruf Werner Müller

WDR Studios NRW 16.07.2019 03:26 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR Online


Aufgewachsen in Meppen, schlägt Müller nach dem Abitur eine Laufbahn in der Wissenschaft ein. Der studierte Volkswirt arbeitet Anfang der 1970er-Jahre als Lehrbeauftragter für Wirtschaftsmathematik und Sprachwissenschaft.

Manager-Karriere im Westen

1973 wechselt Müller in die Wirtschaft. Beim Essener RWE-Konzern steigt er bis 1980 zum Chef der Marktforschung auf. Nächste Station ist das Energieunternehmen Veba in Düsseldorf. 1992 wechselt er zur Veba Kraftwerke Ruhr nach Gelsenkirchen.

Mit seiner Frau und den zwei Kindern lebt der Manager Müller in Mülheim an der Ruhr. Eines seiner Hobbys (neben Klavierspielen und Bergwandern): Der parteilose Müller berät ab 1991 den aufstrebenden niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD).

Schröders Ersatzmann

1998 ist Schröder Kanzlerkandidat. Bei der Bundestagswahl wird die Regierung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) abgewählt. Rot-Grün kommt an die Macht.

Werner Müller, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung und früherer Bundeswirtschaftsminister

Müller war Bundeswirtschaftsminister

"Ich saß um elf Uhr zu Hause in Mülheim im Bademantel, als Schröder anrief", sagte Müller laut "Süddeutsche Zeitung" über seinen Wechsel in die Politik. Der neue Kanzler habe ihn nach Bonn beordert.

Auf der Fahrt hörte Müller demnach im Radio, dass Schröders eigentlicher Kandidat Jost Stollmann einen Rückzieher gemacht hatte und er neuer Wirtschaftsminister werden soll. "Ich konnte kaum zulassen, dass Schröder an einem Tag gleich zwei Wirtschaftsminister verliert."

Architekt des Atomausstiegs

Die Anekdote ist ein schönes Beispiel für Müllers trockenen Humor. Als eher leiser Vertreter in der Politik erreicht er Erfolge. Müller gilt als ein Architekt des im Jahr 2000 vereinbarten Atomausstiegs, dessen Eckpunkte er mit der Industrie verhandelte. Dennoch muss er 2002 sein Ministerium an Wolfgang Clement (SPD) abgeben.

Ende der Steinkohle

Porträt Werner Müller

Von 2012 bis 2018 war Müller Chef der RAG-Stiftung

Müller kehrt zurück in die Wirtschaft. Als ausgewiesener Energieexperte übernimmt er 2003 den Chefposten bei der Ruhrkohle RAG. Der rasche Wechsel des Ex-Ministers löst damals viel Kritik aus.

Müller managt fortan den sozialverträglichen Ausstieg aus dem Steinkohle-Bergbau im Ruhrgebiet. Bis zum letzten Fördertag wird kein Bergmann entlassen. Bei der Schließung der letzten deutschen Zeche Prosper-Haniel in Bottrop ist er im Dezember 2018 noch dabei.

Als RAG-Boss überführt er die Industriegeschäfte in den neuen Börsenkonzern Evonik. Über eine RAG-Stiftung sollen die Ewigkeitskosten des Bergbaus bewältigt werden. Diese Aufgaben prägen Müllers Berufsleben bis zu seinem krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahr 2018.