Tesla produziert in Ostdeutschland

Darum zieht es Weltkonzerne nach Ostdeutschland

Stand: 03.10.2023, 06:27 Uhr

33 Jahre nach der Wiedervereinigung ist Deutschland wirtschaftlich gesehen immer noch ein geteiltes Land. Doch der Osten holt auf.

Ostdeutschland galt lange Zeit als wirtschaftlich abgehängte Region. Doch inzwischen sorgt die ostdeutsche Wirtschaft immer wieder für Schlagzeilen: Im Jahr 2022 hat der Elektroautobauer Tesla in Brandenburg seine Gigafactory eröffnet. Der US-Konzern Intel will in Magdeburg ein Werk für Computerchips bauen und der taiwanesische Chipkonzern TSMC investiert in eine neue Fabrik in Dresden.

Mehr als 20 solcher Großprojekte soll es nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in den nächsten Jahren geben. Es fließen mehr als 50 Milliarden Euro nach Ostdeutschland.

Der Westen schwächelt, die ostdeutsche Wirtschaft holt auf

Diese Investitionen zeigen bereits Wirkung. "Brandenburg hatte im ersten Halbjahr 2023 einen richtigen Wirtschaftsboom", sagt Klaus-Heiner Röhl vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Weil die neue Tesla-Fabrik ihre Produktion hochgefahren habe, sei die Wirtschaftsleistung in Brandenburg im ersten Halbjahr um sechs Prozent gestiegen. Für das gesamte Jahr sagt das Ifo-Institut in Ostdeutschland ein Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent voraus. Für Westdeutschland hingegen rechnen die Fachleute mit einem Rückgang um 0,6 Prozent.

Ostdeutschland profitiert von niedrigen Löhnen und erneuerbaren Energien

Doch warum investieren die Weltkonzerne ausgerechnet in Ostdeutschland? Ein Grund: In den ländlich geprägten Regionen ist schlicht mehr Platz für Großprojekte auf der "grünen Wiese" als beispielsweise im dicht besiedelten Nordrhein-Westfalen. Bei einer Umfrage des IW gaben nur acht Prozent der Wirtschaftsförderer in Westdeutschland an, sie hätten ausreichend vermarktungsreife Flächen. In Ostdeutschland waren es hingegen mehr als 20 Prozent.

Außerdem spielen den Unternehmen die niedrigeren Löhne in die Karten. Ein weiterer Pluspunkt: Der vergleichsweise gute Ausbau der Solar- und Windenergie. Tesla-Chef Elon Musk hatte die Nähe zu den Windparks als entscheidendes Argument für die Ansiedlung in Brandenburg genannt.

Westdeutsche Unternehmen immer noch deutlich produktiver

Obwohl die ostdeutsche Wirtschaft im Vergleich zu Westdeutschland aufholt, sind die Unterschiede weiter groß. Deutlich wird das zum Beispiel bei der Produktivität der Unternehmen. Während die Wirtschaftsleistung je Einwohner im Osten bei jährlich 37.713 Euro liegt, sind es in Westdeutschland gut 10.000 Euro mehr. In NRW liegt das BIP je Einwohner bei 43.901 Euro.

"Als die großen Kombinate in der DDR aufgespalten wurden, sind viele kleine und mittlere Unternehmen entstanden, es fehlen aber die starken Konzerne", sagt Klaus-Heiner Röhl vom IW. Die jüngsten Ansiedlungen von Großkonzernen seien für die Wirtschaft eine positive Entwicklung, sie würden vorerst aber nicht reichen, um die Unterschiede bei der Arbeitslosenquote oder bei den Investitionen der Unternehmen auszugleichen, so Röhl.

Ostdeutschland hat wirtschaftlichen Erfolg

Verfügbar bis 02.10.2025


Die im Schnitt geringeren Löhne in Ostdeutschland werden ein stückweit durch die geringeren Lebenshaltungskosten abgefedert. Im früheren Bundesgebiet (ohne West-Berlin) lagen die Ausgaben für alltägliche Dinge wie Wohnen, Lebensmittel, Freizeit und Verkehr zuletzt im Schnitt bei monatlich 2.703 Euro, in den neuen Bundesländern (und Berlin) waren es 2.318 Euro.