Palestinischer Junge nach Israel Angriffs in Rafah

Gewaltvideos vom Krieg im Nahen Osten: Wie damit umgehen?

Stand: 27.05.2024, 19:24 Uhr

Videos mit verstörenden Szenen aus dem Krieg im Nahen Osten tauchen immer wieder im Netz auf. Die Szenen machen fassungslos. Wie Sie sich seelisch schützen können.

Es sind Bilder mit grausamem Inhalt. Videos, die sich am Montag bei Instagram verbreiteten - teilweise ohne Trigger- oder Gewaltwarnung. Es sind verbrannte Leichen zu sehen – und ein Kind ohne Kopf. Angeblich Szenen nach einem Luftangriff der israelischen Armee auf ein Flüchtlingslager in Rafah im südlichen Gazastreifen. Offiziell verifiziert wurden die Videos bisher nicht.

Die Aufnahmen sorgten im Netz für entsetzte Reaktionen. "Ich hab gerade ein Video aus Rafah gesehen und ich kann grad nicht anders als bitterlich zu weinen", postet ein User. "Kann nicht mehr schlafen", so eine Userin.

So umgehen mit dem Gesehenen

Immer wieder kommt es vor, dass brutale Gewalt an schutzlosen Zivilisten im Nahen Osten auf Social Media zu sehen ist. Häufig sind sie nicht verifiziert und dienen zur Kriegspropaganda.

Abgesehen von der Frage, ob sie Fake sind oder nicht: Wie umgehen mit dem Gesehenen? Auf der Website der Bildungsstätte Anne Frank mit Sitz in Frankfurt am Main gibt es Tipps. Dazu gehören:

  • Achtsam sein und den Medienkonsum begrenzen. Apps wie TikTok und Instagram machen es möglich, eine Zeitsperre einzusetzen, die nach einer festgelegten Dauer die Anwendung beendet.
  • Möglichst versuchen, aufwühlende Bilder und Nachrichten besonders in den Stunden vor dem Schlafengehen und direkt nach dem Aufwachen zu vermeiden.
  • Bei einigen Browsern ist es machbar, Videos verkleinert darzustellen – das kann oft helfen, die Wucht der Bilder zu senken.
  • Darauf achten, wie man Apps nutzt. Algorithmen sorgen dafür, dass häufig ähnliche Inhalte angezeigt werden. Hier ist es oft zielführend, einen neuen Account anzulegen oder die Apps zeitweise vom Gerät zu deinstallieren.
  • Wichtig: Auf Warnsignale des Körpers wie Schlafstörungen oder Herzrasen achten.

Eltern sollten mit Kindern über das Gesehene sprechen

Gerade auch für Kinder und Jugendliche können Bilder von Krieg und verletzten Zivilisten belastend sein. Diplom-Psychologe Marius Janßen vom Universitätsklinikum Münster rät Eltern, dem Nachwuchs das Angebot zu machen, über das Gesehene zu sprechen.

Durch den gemeinsamen Austausch könnten Kinder und Jugendliche besser mit Kriegsbildern und den Eindrücken gewalttätiger Konflikte umgehen. Den Gedanken der Kinder bewusst einen Raum geben - dadurch kann die Stressbelastung reduziert werden.

Eventuell auf professionelle Hilfe setzen

Wenn die Symptome, wie Stress und Schlafprobleme, trotz gemeinsamer Gespräche und üblicher Bewältigungsstrategien bestehen bleiben, empfiehlt Janßen, sich professionelle Hilfe in Form von Beratungsstellen oder therapeutischer Unterstützung zu suchen.

Quellen:

  • Bildungsstätte Anne Frank
  • Diplom-Psychologe Marius Janßen auf der Website des Universitätsklinikums Münster

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