Folge der Gaskrise: Energiekonzern Uniper beantragt staatliche Hilfe

Stand: 08.07.2022, 19:09 Uhr

Der angeschlagene Energiekonzern Uniper aus Düsseldorf hat bei der Bundesregierung einen Antrag auf "Stabilisierungsmaßnahmen" gestellt. Damit könnte der Staat demnächst beim größten deutschen Gasimporteur einsteigen.

Von Christian WolfChristian Wolf

Durch die derzeitige Gaskrise ist der Düsseldorfer Energiekonzern Uniper in schwere Turbulenzen geraten. Denn Uniper ist Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas. Weil derzeit aber deutlich weniger Gas aus Russland geliefert wird und Uniper-Kunden trotzdem Gas benötigen, muss der Konzern den Rest woanders teuer zukaufen. Doch allmählich geht das Geld aus. All das hat jetzt dramatische Folgen.

Am Freitag hat Uniper bei der Bundesregierung einen Antrag auf "Stabilisierungsmaßnahmen" gestellt. Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach warnte auf einer Pressekonferenz vor einer "finanziellen Schieflage". Die Firma sei in eine "besonders prekäre Situation" geraten. In diesem Jahr seien Mehrkosten von bis zu zehn Milliarden Euro möglich. Auch eine Herabstufung des Konzerns bei Ratingagenturen drohe. Der Antrag beinhaltet drei Schritte, die nun kommen könnten.

Staatsbeteiligung

Einer sieht die Beteiligung des Bundes an Uniper vor - so wie es in der Coronakrise bereits bei der Lufthansa passiert ist. Zuletzt war spekuliert worden, dass sich der Staat mit bis zu 30 Prozent an den Unternehmen einkaufen könnte. Uniper-Chef Maubach sprach am Freitag lediglich von einer "relevanten" Größe. Dabei gehe es nicht um fünf oder zehn Prozent. Mit dem Geld, das der Bund für die Beteiligung bezahlen würde, bekäme Uniper wieder frische Finanzmittel. Wie hoch die Summe sein kann, ist unklar.

Hohe Preise weitergeben

Der zweite Teil sieht vor, dass die derzeitigen höheren Einkaufspreise für Gas nicht mehr von Uniper selber bezahlt werden müssen. Das ist durch eine Gesetzesänderung möglich, die am Freitag vom Bundesrat endgültig beschlossen wurde.

Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach

Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach

Dadurch könnten die Preissprünge entweder direkt an die Uniper-Kunden weitergegeben werden - also an große Industrieabnehmer oder Stadtwerke. Oder aber es kommt zu einer Umlage für alle Gasverbraucher - egal ob sie Uniper-Kunden sind oder nicht. Entscheiden muss das die Bundesregierung. Vorstandschef Maubach sagte am Freitag nur, dass dies "möglichst schnell" passieren müsse.

Sollten die hohen Preise tatsächlich von Uniper an die Stadtwerke weitergegeben werden, dürfte das in der Folge auch bei Privatleuten ankommen. "Wir werden fast keine andere Wahl haben", sagt zum Beispiel Carsten Liedtke, Vorstandssprecher der Stadtwerke Krefeld. Sie selbst seien nur Händler und hätten "keine andere Möglichkeit", als die höheren Preise "relativ schnell" weiterzugeben. Um wie viel Geld es da gehe, sei noch unklar.

Mehr Kredite

Der dritte Teil auf Basis des Antrages beim Bund wäre es, mehr Kredite von der staatlichen Förderbank KfW zu bekommen. Auch dadurch würde Uniper wieder über Geld verfügen. Ob dies aber die derzeitigen Probleme lösen würde, ist unklar.

Bundesregierung tritt die Entscheidung

Über den Antrag mit den drei Optionen muss jetzt die Bundesregierung entscheiden. Am Ende könnte es darauf hinauslaufen, dass es sowohl eine Staatsbeteiligung als auch die Weitergabe von Preisen geben wird. Doch egal was am Ende entschieden wird, warnte der Konzernchef:

"Es kommt eine sehr, sehr große Preiswelle auf die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher zu."

Denn im Moment würden die Stadtwerke noch auf Basis von Verträgen von 2020 und 2021 beliefert, als das Preisniveau deutlich niedriger war. Die derzeitigen Preissprünge würden die Privathaushalte deshalb erst noch spüren. Zudem schloss Maubach nicht aus, dass die Gaslieferungen gekürzt und die eigenen Reserven angezapft werden müssen. Entscheidend sei, ob Russland seine Lieferungen nach Deutschland einstelle oder nicht.

Habeck sagt Uniper Unterstützung zu

Kurz nach dem Antrag von Uniper trat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vor die Presse. Er ließ zunächst offen, wie sich die Regierung entscheiden werde, und verwies auf die laufenden Gespräche. Allerdings machte Habeck deutlich: "Alles, was notwendig ist, um die Versorgungssicherheit und damit aber auch das Funktionieren der Unternehmen zu sichern, werden wir tun." Es werde nicht zugelassen, dass "ein systemrelevantes Unternehmen in Insolvenz geht und infolgedessen der globale Energiemarkt in Turbulenzen gerät".

Großaktionär hat andere Ideen

Probleme könnte allerdings Unipers Großaktionär Fortum machen, der 80 Prozent an dem Unternehmen hält. Der muss den nun beantragten Schritten zustimmen. Doch der finnische Mutterkonzern hat einen ganz anderen Vorschlag, wie die Probleme gelöst werden können. Es wird eine Restrukturierung von Uniper vorgeschlagen, an dessen Ende die Gründung einer "Versorgungssicherheitsgesellschaft" stünde, die im Eigentum des Bundes wäre. Uniper-Chef Maubach sagte am Freitag, die Kunst sei nun, eine Lösung zu finden, die sowohl für die Bundesregierung als auch für Fortum akzeptabel sei.

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