Echt oder nicht? Verwirrung um Profile bei Twitter
Stand: 21.04.2023, 13:30 Uhr
Ein blauer Haken auf Twitter hat bisher gezeigt: Dieser Account ist verifiziert, die Person oder Organisation dahinter echt. Doch Haken ist nun abgeschafft - und durch ein Bezahlmodell ersetzt. Die Folge: Kritik, Verwirrung, Häme.
Wer bislang wissen wollte, ob es sich auf Twitter wirklich um Politikerin A, Sportler B oder Institution C handelte, die da auf 280 Zeichen ihre Weltsicht verbreiteten, konnte das recht einfach erkennen. Der blaue Verifizierungshaken neben dem Namen zeigte: Diese Person war (zumindest in den meisten Fällen) diejenige, deren Name auch über dem Profil stand. Das half gerade bei Prominenten, den echten von den Dutzenden Fake-Accounts zu unterscheiden.
8 Dollar im Monat sind nun für den blauen Haken fällig
Doch das hat jetzt ein Ende. Wie schon seit längerem angekündigt, hat Twitter begonnen, den kostenlosen Verifikationshaken zu entfernen. So haben etwa Sängerin Shakira, Microsoft-Gründer Bill Gates, die Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang oder der 1. FC Köln seit heute keinen Haken mehr.
Twitter-Chef Elon Musk setzt auf ein Bezahlmodell, bei dem man monatlich 8 Dollar zahlen soll, um den Haken zu bekommen. Ob jemand tatsächlich der ist, für den er sich ausgibt, ist nun deutlich schwerer auszumachen. Denn die Identität wird nicht eingehend geprüft, was zählt, ist der monatliche Beitrag. Neben dem blauen Haken gibt es zudem einen goldenen Haken für Unternehmen, der ab 1.000 Dollar im Monat kosten soll, sowie einen grauen Haken für staatliche Behörden, Organisationen und Personen, die ein Amt innehaben.
Für den WDR-Internetexperten Gavin Karlmeier, der mit "Haken dran" einen täglichen Podcast über Twitter betreibt, ist damit klar: "Der Haken liefert keine belastbare Informationen mehr. Es gibt keine Zuverlässigkeit, in keine Richtung. Es existieren Dutzende Beispiele für verifizierte Accounts, die nicht echt sind." Und eben auch echte Accounts, die nicht verifiziert sind.
Verteilt Elon Musk willkürlich Verifikations-Haken?
Und die Verwirrung wird noch größer: Denn offenbar verteilt Elon Musk auch Haken an Personen, die nicht bereit sind, dafür zu bezahlen. So waren heute auf den Accounts von Basketballstar LeBron James und von Schriftsteller Stephen King blaue Haken zu sehen, obwohl diese die Abo-Pläne kritisiert und angekündigt hatten, nicht zu zahlen.
Musk antwortete auf Stephen Kings Tweet, in dem dieser betonte, dass er "Twitter Blue" nicht abonniert habe, mit den Worten: "You're welcome" ("gern geschehen").
Natürlich war der Wegfall des Hakens gerade auch auf Twitter Anlass für viele Diskussionen und Sprüche. Während die einen augenzwinkernd betonten, dass nun offenbar die große Gleichmacherei eingesetzt habe, spürten andere diversen Politikern und Prominenten hinterher. Wer hat einen blauen Haken? Wer unterstützt damit Elon Musk finanziell?
Und auch kreative Ansätze kamen zum Vorschein. So wollte das Twitter-Team des Bundesligisten Mainz 05 sich mit einer Namensänderung selbst einen Haken verleihen - wenn auch nur einen grünen. Doch selbst das klappte offenbar nicht:
"Twitter verliert an Bedeutung"
Doch wenn man mal die Witzchen beiseite lässt, muss man befürchten, dass Twitter als Plattform mit dieser Änderung weiter an Relevenz einbüßt. Findet zumindest Gavin Karlmeier: "Als Kommunikationsmedium wird Twitter an Bedeutung verlieren. Twitter handelt willkürlich, gerade, was Journalisten angeht." In den vergangenen Monate gab es mehrere Fälle, in denen die Konten von Journalistinnen und Journalisten gesperrt wurden, die kritisch über Elon Musk und das Unternehmen berichtet hatten.