Kritik an TikTok-Filter "Bold Glamour": Das sollten Eltern darüber wissen

Stand: 05.03.2023, 19:56 Uhr

Auf TikTok sorgt der neue Beauty-Filter "Bold Glamour" für Kritik. Er zeigt einmal mehr, wie übertrieben die Schönheitsideale in den Sozialen Medien sind. Wie können Eltern ihre Kinder schützen?

An dem neuen TikTok-Filter "Bold Glamour" gibt es harsche Kritik: Nutzer bezeichnen ihn als "schädlich für die Gesellschaft" oder gar als das "pure Böse".

Dabei sind gesichtsverändernde Filter, die Fotos und Videos strahlender erscheinen lassen, nichts Neues auf sozialen Plattformen. Doch mit "Bold Glamour" scheint TikTok vielen zu weit zu gehen.

Warum steht der neue TikTok-Filter in der Kritik?

Der Filter "optimiert" Gesichter. Die Augenbrauen werden dunkler, Wimpern dichter, die Haut glatter und Nasen schmaler. Das Ergebnis hat dann allerdings nichts mehr mit dem natürlichen Vorbild zu tun - sondern zeigt ein unerreichbares Schönheitsideal. Eine Userin, die den Filter ausprobiert hat, meint über ihr Vorher-Nachher-Bild: "Niemals habe ich mich hässlicher gefühlt."

TikTok: Neuer Beauty-Filter Bold Glamour

Der Beauty-Filter verändert Gesichter

Soziale Medien beeinflussen Vorstellung von Schönheit

"Die Sozialen Medien prägen und beeinflussen die Wahrnehmung von Schönheit", sagt Eva Wunderer. Die Psychologin von der Hochschule Landshut hat untersucht, wie das Risiko für eine Essstörung mit der Nutzung von Social Media zusammenhängt.

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Insbesondere bildbasierte Plattformen würden Einfluss auf Schönheitsideale nehmen. Dazu zählen TikTok und Instagram, auf denen vor allem junge Menschen unterwegs sind. Das hat Folgen. "Zusammenfassend stellen Studien fest: Je mehr Social Media genutzt wird, desto unzufriedener sind junge Menschen mit ihrem Äußeren."

TikTok: Neuer Beauty-Filter Bold Glamour

Auch das Bild von männlichen Jugendlichen wird durch bearbeitete Fotos geprägt

IDabei wüssten viele junge Menschen, dass die Bilder auf TikTok mit Filtern versehen sind. "Sie können unterscheiden, ob ein Bild bearbeitet wurde oder nicht", so Wunderer. Doch das ändere nichts daran, dass sie die bearbeiteten Fotos zigfach zu sehen bekommen - und diese dann ihre Vorstellung beeinflussen, wie ein ideales Gesicht aussieht. Die bearbeiteten Bilder prägen die Wahrnehmung und die eigenen Ansprüche.

"Das Wissen ändert nichts daran, ob ich etwas schön finde oder nicht." Psychologin Eva Wunderer

Das kann in ganz extremen Fällen dazu führen, dass junge Menschen sich operieren lassen wollen, um ihrem Ideal näher zu kommen - selbst, wenn dieses in der Natur gar nicht existiert.

Eltern sollten Plattformen trotzdem nicht verteufeln

Psychologin Wunderer betont, dass Eltern dennoch ein "Grundvertrauen" in ihre Kinder haben und die Plattformen nicht verteufeln sollten. "Das wird nicht helfen." Man müsse anerkennen, dass sie ein wesentlicher Bestandteil des Lebens der jungen Menschen sind. "Ein Bestandteil, der positive und kritische Aspekte hat." Wunderer empfiehlt, dass Eltern gemeinsam mit ihrem Kind Inhalte auf TikTok anschauen sollten. "Und zwar wertneutral. Eltern sollten Interesse zeigen."

Das betont auch die Initiative "Kindermedienland". Influencer gehörten heute für Kinder und Jugendliche zur Alltagsrealität wie für ihre Eltern die "Pop-Sternchen aus der Bravo". Denn die jungen Menschen seien auf der Suche nach Vorbildern. Zumal es auch Influencer gäbe, die sich mit dem Thema übertriebene Schönheitsideale beschäftigen, zum Beispiel die Influencerin Louisa -Dellert. "Doch um diese zu kennen müssen sich Eltern und Erziehende mit den sozialen Medien auseinandersetzen."

Wie können Eltern reagieren?

Spätestens, wenn Kinder Influencern allzu stark nacheifern, ihren Stil kopieren oder ihre Meinungen übernehmen, sollten Eltern aber das Gespräch suchen. Das empfiehlt die Initiative "Kindermedienland".

  • Eltern sollten dabei unter anderem klar machen, dass Influencer mit ihrer Tätigkeit einem Geschäft nachgehen - und ihr Bild auch aus diesen Gründen "optimiert" ist.
  • Zudem sollte Kindern klar sein, dass ein Unterschied zwischen einer echten Freundschaft und der Teilhabe an einem Influencer-Leben besteht.
  • Auch die Möglichkeit, einen zeitlichen Rahmen für die Mediennutzung zu vereinbaren, sollte in Betracht gezogen werden.

Zu Letzterem hat TikTok selbst am Mittwoch neue Funktionen angekündigt. Unter anderem sollen Eltern die Bildschirmzeit von Jugendlichen besser kontrollieren können. Laut der chinesischen Plattform sollen sie ein tägliches Zeitlimit vorgeben und prüfen können, wann und wie oft ihre Kinder die Plattform nutzen.

Psychologin Wunderer betont, dass Eltern auch im gemeinsamen Alltag das Thema Äußerlichkeiten nicht zu sehr in den Vordergrund rücken sollten. Beispielsweise mit Anmerkungen dazu, dass das Kind heute besonders hübsch aussehe. Der Selbstwert solle nicht über Äußerlichkeiten gestärkt werden - sondern damit, dass man dem Kind zum Beispiel zeige, dass es etwas bewirken kann oder Fähigkeiten hat.

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