Tierheime in NRW am Limit: Kaum noch Platz für Hund und Katz

Stand: 11.07.2023, 16:25 Uhr

Viele Tierheime in NRW sind derzeit am Limit. Egal, ob Hunde, Katzen, Kaninchen oder Vögel - in vielen Tierheimen ist kaum noch Platz. Ein Grund ist der übliche Anstieg in den Sommerferien - aber die Gründe sind vielfältig.

Für viele Tierheime in Nordrhein-Westfalen ist die Lage derzeit schwierig. In Düsseldorf zum Beispiel müssen Katzen zeitweise in Notfallboxen untergebracht werden. Statt der im Schnitt 60 bis 70 Katzen sind dort mittlerweile weit über 100 Katzen im Katzenhaus. Aber auch bei den Hunden und Kleintieren ist das Tierheim - wie viele andere in NRW - ausgelasteter als sonst.

Das Tierheim im bergischen Wipperfürth musste schon vor Start der Sommerferien Anfragen ablehnen, sagt der stellvertretende Leiter Pascal Lindert. Einen Ferienansturm erlebt er nicht - man merke allgemein, dass man mehr Tiere aufnehmen müsse. Warum das so ist, ist für Lindert schwierig zu sagen: "Die Menschen sagen uns ja nicht, dass es ein Corona-Kauf war oder sie sich das Tier nicht mehr leisten können - sondern denken sich was aus."

"Corona-Tiere" Kaninchen und Hamster

Doch woran liegt der Zulauf bei den Tierheimen? Vor allem bei Kleintieren wie Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen geht man von einem "Corona-Effekt" aus, heißt es vom Tierheim Münster. Die Kinder hätten mittlerweile oft das Interesse an den Tieren verloren - zum Urlaub würden diese dann stören.

Doch auch Hunde, die während der Corona-Zeit angeschafft wurden, werden mittlerweile wieder in den Tierheimen abgegeben, heißt es vom Landestierschutzverband NRW. Die einen hätten festgestellt, dass das Homeoffice eines Tages endet und sie den Hund nicht mit zur Arbeit nehmen können - andere hätten Tiere bei dubiosen Händlern im Internet bestellt.

Auf Kauf im Internet verzichten

Der Landestierschutzverband NRW warnt vor dem Kauf von Tieren im Internet. Vor allem Tiere aus vermeintlichen Tötungsstationen aus dem Ausland würden dort verkauft. Diese seien oft gar nicht oder unzureichend geimpft, hätten keine Papiere, würden zu jung verkauft - und hätten dann oft viele Krankheiten. Viele Besitzer würden die Tiere dann ins Tierheim abgeben.

Außerdem gilt: Haben Tiere aus dem Ausland keine gültigen Papiere oder Impfungen, müssen sie in Quarantäne. Das ist derzeit beim Tierheim in Münster ein großes Problem. Teils seien die Tiere dort bis zu fünf Monaten abgeschirmt von ihren Artgenossen. Oft kommen sie dann nicht zu ihren Besitzern zurück.

Kastrationspflicht soll Vermehrung eindämmen

Das größte Problem für viele Tierheime sind allerdings Katzen, vor allem Muttertiere mit ihren Welpen. "Es regnet einfach Katzen gerade", heißt es vom Tierheim Düsseldorf. Im Mai haben die Tiere Nachwuchs bekommen. Der landet jetzt oft in den Tierheimen, weil er von Jägern oder Spaziergängern aufgegriffen wird, heißt es vom Landestierschutzverband NRW.

Viele Städte und Gemeinden in NRW haben deswegen eine Kastrationspflicht für freilaufende Katzen eingeführt, um das Problem in den Griff zu bekommen. Katzenbesitzer müssen dann ihre Tiere kastrieren und registrieren lassen, damit sie sich nicht mehr mit wilden Katzen vermehren.

Gestiegene Kosten bei Futter und Tierarzt

Seit November 2022 sind die Gebühren beim Tierarzt gestiegen, Tierfutter ist teurer geworden. Auch das sorgt dafür, dass Besitzer ihre Tiere abgeben, heißt es von einigen Tierheimen. "Das ist gerade dann problematisch, wenn es eine teure OP gibt oder das Tier chronisch krank wird", sagt Dr. Ralf Unna vom Landestierschutzverband.

Vor dem Tierkauf sollten angehende Tierbesitzer daher durchrechnen, ob sie sich ein Tier tatsächlich leisten können - und dabei auch den Krankheitsfall einrechnen. Die Zeitschrift "Ein Herz für Tiere" geht bei den Kosten für ein Hundeleben von fast 16.000 Euro aus, bei einer Katze von fast 13.000 Euro.

Hilfe für Härtefälle

Wer nicht mehr genug Geld für sein Tier hat, muss es deswegen aber noch nicht abgeben. In mehreren Städten und Kreisen in NRW gibt es mittlerweile Tiertafeln, die günstig Futter anbieten. Für kranke Tiere gibt es in einigen Städten Tierarztmobile, die Tiere von Bedürftigen kostenlos behandlen. Auch gemeinnützige Vereine können Teile oder die komplette Behandlung übernehmen, zum Beispiel Sozialfelle e.V. oder Hilfe für Tiere.

Wer vor dem Urlaub eine günstige Unterkunft für sein Tier sucht, wird zuerst vermutlich auf Tierpensionen stoßen. Diese sind oft sehr teuer. Günstiger kann ein Tiersitter sein, der ins eigene Haus kommt oder das Tier mit zu sich nimmt. Diese lassen sich über das Internet finden, oft aber auch über Tierheime oder Aushänge beim Tierarzt.

Über dieses Thema berichten wir am 11. Juli 2023 bei WDR2 und WDR Aktuell - Der Tag um 12.

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