Alkoholmissbrauch Symbolbild

Mehr als 8.000 Krebstote pro Jahr durch Alkoholkonsum

Stand: 12.09.2022, 10:45 Uhr

Über 8.000 Menschen in Deutschland sterben Schätzungen zufolge pro Jahr an Krebs, weil sie zu viel oder zu häufig Alkohol trinken. Das zeigt der Alkoholatlas 2022. Experten fordern höhere Steuern und weniger Werbung für Alkohol.

Wer Alkohol trinkt, hat ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken. Schätzungen zufolge sind im Jahr 2022 mehr als 8.000 Krebs-Todesfälle – rund 6.200 bei Männern und 2.100 bei Frauen – auf Alkoholkonsum zurückzuführen und bundesweit weit über 20.000 Krebs-Neuerkrankungen. Das zeigt der Alkoholatlas 2022, den das Deutsche Krebsforschungszentrums, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft gemeinsam veröffentlicht haben.

Über 40.000 Menschen sterben vorzeitig an den Folgen ihres Alkoholkonsums

Werden zusätzlich die Erkrankungen berücksichtigt, für die Alkoholkonsum nicht die ausschließliche Ursache, aber ein Risikofaktor ist, wie beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen, liegt die Anzahl sämtlicher auf Alkoholkonsum zurückzuführenden Todesfälle deutlich höher. Früheren Berechnungen zufolge sterben in Deutschland pro Jahr insgesamt über 40.000 Menschen vorzeitig an den Folgen ihres Alkoholkonsums.

Faktoren, die zum höheren Krebsrisiko beitragen

Wer mehr als 50 Gramm Alkohol am Tag zu sich nimmt, ist einem höheren Krebsrisiko ausgesetzt. Das Erkrankungsrisiko steigt dem Bericht zufolge mit zunehmender Menge und Häufigkeit der Aufnahme des Zellgifts. Bereits ein geringer Alkoholkonsum von bis zu 12,5 Gramm Alkohol pro Tag erhöht das Risiko für die Entstehung von Krebs in Mund und Rachen, der Speiseröhre und der weiblichen Brust. Ein Verbrauch von mehr als 50 Gramm Alkohol pro Tag erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, an Leber-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Zum Vergleich: 0,3 Liter Bier enthalten etwa 10 bis 12 Gramm Alkohol.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt: Frauen sollten im Durchschnitt nicht mehr als ein kleines Glas, Männer nicht mehr als zwei kleine Gläser eines alkoholischen Getränks pro Tag zu sich nehmen. Täglicher Konsum führt zur Gewöhnung, aus der sich eine Abhängigkeit entwickeln kann. Es wird empfohlen, an mindestens zwei Tagen pro Woche ganz auf Alkohol zu verzichten. Einige Experten raten sogar zu einem kompletten Verzicht als Prävention.

Keine Beschränkungen auf bestimmte soziale Schichten

Die meisten durch Alkoholkonsum verursachten Todesfälle treten den Ergebnissen zufolge im Alter von 20 bis 50 Jahren auf. Der vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) herausgegebene Alkohol-Atlas 2022 zeigt auch, dass sozialer Status nicht vor übermäßigem Konsum schützt.

Riskante Mengen von mindestens 10 Gramm Reinalkohol täglich konsumieren etwa 16 Prozent der Frauen mit formal höherer Bildung – mehr als doppelt so viele wie Frauen ohne höheren Abschluss. Bei den Männern liegen fast 18 Prozent der formal höher Gebildeten über dem für sie bedenklichen Konsum von 20 Gramm pro Tag, bei den Männern ohne höheren Bildungsabschluss sind es nur knapp 12 Prozent.

Rausch-Trinken unter Jugendlichen weit verbreitet

Jugendliche reagieren auf die schädlichen Wirkungen des Alkohols empfindlicher als Erwachsene: Alkoholkonsum im Kindes- und Jugendalter führt vor allem zu Schädigungen des Gehirns. Je früher Jugendliche ihr erstes alkoholisches Getränk zu sich nehmen, desto größer ist ihr Risiko, abhängig zu werden.

Das besonders gesundheitsschädliche Rauschtrinken ist unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weit verbreitet. Im Jahr 2021 haben sich fast ein Viertel der 16- und 17-jährigen und mehr als 30 Prozent der 18- bis 25-jährigen jungen Erwachsenen innerhalb der letzten 30 Tage einen Rausch angetrunken - das sind mehr als fünf Gläser für Männer und mehr als vier Gläser für Frauen bei einer Gelegenheit.

Und schon geringe Mengen Alkohol schädigen ungeborenes Leben nachhaltig: der Alkoholkonsum einer werdenden Mutter führt zu schwerwiegenden, bleibenden Schäden beim Kind.

Schäden durch Alkoholkonsum pro Jahr: 57 Milliarden Euro

Schädlicher Alkoholkonsum verursacht der Gesellschaft laut Studie durch alkoholbedingte Krankheiten, Unfälle und Arbeitsausfälle jährlich Kosten in Höhe von 57 Milliarden Euro. Experten appellieren an die Politik, die Steuern für Alkohol zu erhöhen, das Abgabealter dafür anzuheben und die Werbung dafür einzuschränken. Ein Preisanstieg für alkoholische Getränke um 25 Prozent alle fünf Jahre könnte in Deutschland über einen Zeitraum von 30 Jahren (2020–2050) demnach über 143.000 alkoholbedingte Krebsfälle vermeiden.